Es waren einmal ein Bruder und eine Schwester aus großbürger-lichem Elternhaus, beide hoch- musikalisch, und beide ähnlich ausgebildet. Er wird Gewandhaus- kapellmeister - sie wird Ehefrau und Mutter. Er tritt vor das Orchester - ihr Podium ist der Salon. Seine Kompositionen werden gefeiert und publiziert - ihre Werke kursieren, bis auf wenige Ausnahmen, ausschließlich im Freundeskreis, in Abschriften. Die Geschwister starben kurz nacheinander. Seine Musik ist bis heute im Konzertsaal präsent; ihre weitgehend vergessen.
Das mag nicht zuletzt mit darin begründet sein, dass die traditions-geprägte Musikwelt die Werke von Fanny Hensel als "Salonmusik" deklassierte - wer ihre Etüden und Sonaten freilich jemals gehört hat, der wird darüber den Kopf schütteln. Denn diese Stücke haben so gar nichts gefälliges; sie stehen Chopin oder Liszt erkennbar näher als dem "Gebet einer Jungfrau". Etliche davon sind höllisch schwer, und sie sind durchweg von enormer musikalischer Substanz.
Die Komponistin und Pianistin Heather Schmidt hat sich an einige dieser Werke gewagt. Ihre Interpretation zeugt von solidem instrumentalen Handwerk ebenso wie von einem ausgeprägten Sinn für musikalische Strukturen. Beides kann die Pianistin hier gut gebrauchen. Meine Empfehlung! Denn diese Musik ist wirklich hörenswert.
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