Die russische Seele, soso. Etwas genervt ob des Covers, starte ich die CD - und bin augenblicklich fasziniert: Was Cellist Eckart Runge und Pianist Jacques Ammon da bieten, das ist ganz große Musik.
Die beiden spielen seit Jahren als Celloprojekt zusammen. Über die Beschäftigung mit Tango und Filmmusik hatten sich die Musiker an den Jazz herangetastet. In dieser Situation hörte Runge erstmals Werke von Nikolai Kapustin.
Dieser Komponist, traditionell als Klaviervirtuose ausgebildet am Moskauer Konservatorium, hat eine ganz eigene musikalische Sprache entwickelt: Seine Stücke sind durchkomponiert; doch sie nutzen rhythmische und harmonische Elemente von Jazz, Blues, Soul, Rock und Pop - kombiniert mit Formen der klassischen Musik, gewürzt mit einer Prise russischem Weltschmerz und einer gewaltigen Portion Ironie.
Auf abenteuerlichen Wegen besorgten sich Runge und Ammon Noten seiner Werke für Klavier und Cello, und begannen mit der Arbeit an seinen Stücken. "Es wurde immer deutlicher, was für einen Schatz wir gehoben hatten", erinnert sich Runge voll Begeisterung. "Genau so eine Musik hatten wir immer spielen wollen, nun hatten wir sie auf dem Pult!"
Doch dann ergaben sich Fragen, auf die nur einer antworten konnte: Der Komponist selbst. Und so reisten Ammon und Runge im November 2005 nach Moskau, um Kapustin vorzuspielen und von ihm zu lernen. Das Resultat ist grandios.
Das gilt auch für die Werke von und nach Rachmaninoff. Runge und Ammon lassen Cello und Flügel um die Wette singen - was dem melodiösen, lyrischen Charakter dieser Klassiker perfekt entspricht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen