Chopins Klavierkonzerte sind Jugendwerke; zum ersten Male aufgeführt wurden sie 1830, kurz bevor Chopin Polen verließ, um auf Konzertreise durch Europa zu gehen - eine Reise ohne Wieder- kehr, denn kurze Zeit später brach der Novemberaufstand aus.
Davon aber ist in diesen beiden Konzerten noch keine Spur zu finden; sie folgen formal den Konventionen des brillanten Stils, klingen aber dabei ganz erstaunlich romantisch. Es sind ohne jeden Zweifel nahe Verwandte der Konzerte Schumanns und Mendelssohns, Brahms und Liszts. In Chopins Schaffen, das sich überwiegend auf das Klavier konzentriert, sind diese Werke für Klavier und Orchester Solitäre; ein drittes Klavier- konzert blieb Fragment.
Im vergangenen Sommer wurde in Polen ein junger Pianist für seine Interpretationen der zwei Konzerte gefeiert. Zu recht, denn wenn man nicht wüsste, dass dort ein 14jähriger musiziert, man würde das nicht vermuten. Der Kanadier Jan Lisiecki, Jahrgang 1995, spielt "seinen" Chopin souverän, gemeinsam mit dem Orchester Sinfonia Varsovia unter Howard Shelley, und lässt den Steinway singen.
Das Narodowy Instytut Fryderyka Chopina eröffnet mit dem Mit- schnitt dieser Musikereignisse seine "weiße Serie", die Werke Chopins auf modernen Instrumenten präsentiert. Der Chopin-Wettbewerb im Oktober allerdings wird wohl ohne ihn stattfinden - denn wer an diesem renommierten Wettbewerb teilnehmen will, der muss laut Ausschreibung mindestens 17 Jahre alt sein. Schade.
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