Amilcare Ponchielli (1834 - 1886) ist uns heute nur noch als der Komponist der Oper La Gioconda bekannt. Seine anderen Werke sind in Vergessenheit geraten - was möglicherweise sehr schade ist. Darauf jedenfalls deutet diese CD aus dem Hause Dabringhaus und Grimm hin.
Nicht Opern, sondern einige kleine Stücke für Bläser hat das Ensemble Villa Musica hier eingespielt. Sie entstanden wohl für die bande, Blaskapellen, in Piacenza und Cremona, die Ponchielli in jungen Jahren leitete. Sie zeigen ihn als einen Komponisten mit Witz und sicherer Hand für Effekte - und mit ganz erstaunlichem Gespür für die Klangfarben, Stärken und Grenzen der einzelnen Blasinstrumente.
Auch diese Werke gleichen Opernszenen, doch statt der Sänger treten Klarinette, Flöte, Oboe und sogar einmal eine Violine auf. Man erlebt Rede und Gegenrede, Rezitative und Arien, terzenselige Ensembles - bis zum rasanten, virtuosen Finale. Das Divertimento für zwei Klarinetten und Piano Il Convegno - "Die Verabredung" - zeichnet ein Gespräch zweier Verliebter nach. Paolo e Virginia verweist auf einen Roman, der das Schicksal zweier Kinder schildert, die gemeinsam in den Kolonien aufwachsen und füreinander bestimmt scheinen - bis eine Verwandte kommt, das ranghohe Mädchen nach Frankreich zu holen, um es dort standesgemäß zu verheiraten. Selbstverständlich endet die Geschichte im Desaster. Musikalisch findet die Distanz zwischen den beiden Liebenden ihren Ausdruck in der Besetzung mit einer Klarinette und einer Violine, und auch hier begleitet das Klavier. Ganz besonders faszinierend ist das Capriccio für Oboe und Klavier, phantastisch vorgetragen von Ingo Goritzki und Chia Chou. Schon der erste Ton ist ein Gedicht - und ebenso delikat spielt Goritzki den höchst anspruchsvollen Rest auch.
Dass Ponchielli die technischen Möglichkeiten und die Klangfärbung der einzelnen Instrumente effektvoll einzusetzen weiß, zeigt sein Quartetto für Flöte, Oboe, Klarinette in Es und Klarinette, erneut begleitet vom Klavier. Und natürlich wollte das Ensemble Villa Musica auch das berühmteste Stück Ponchiellis spielen - das Ballett Danza delle Ore, "Tanz der Stunden", aus dem dritten Akt von La Gioconda. Aus diesem Grunde ließen sich die Bläser von Andreas Tarkmann eine Harmoniemusik schreiben - ein Verfahren, das zu Ponchiellis Zeiten absolut gebräuchlich war. Diese Bearbeitung für Bläseroktett plus zusätzliche Flöte und Kontrabass ad libitum gibt jeder Instrumentengruppe Gelegenheit zum Brillieren - was die durchweg exzellenten Musiker mit Charme und mit einem Augen- zwinkern nutzen.
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