Dresden lag in Trümmern. Die Überlebenden der Staatskapelle, nach dem Bombenangriff ins Vogtland verbracht, kehrten im Juli 1945 an die Elbe zurück, und begannen mit dem Wiederaufbau des Musiklebens - in der zerstörten Stadt kein leichtes Beginnen.
Umso mehr erstaunt es, dass sich aus diesen Tagen nicht nur Programme und Notizen finden, sondern auch Mitschnitte. Mit einem "Dora-Tornister-Magneto- phon" startete der MDR im Dezember 1945 seinen Sendebetrieb; die Technik für die Aufzeichnungen war teilweise selbstgebaut. Waren die Besetzungen größer, mussten die Musiker nach Leipzig reisen, weil es zerbombten Dresden an geeigneten Räumlichkeiten und an Technik mangelte.
Ein großer Teil dieser frühen Bandaufzeichnungen ist heute, nach immerhin 65 Jahren, noch in verblüffend guter Qualität erhalten. Einige Aufnahmen allerdings, beispielsweise ein "Aida"-Mitschnitt aus dem Jahre 1947 - wurde vom Rundfunk als "nicht sendefähig" einge- stuft, und einige Bänder sind technisch mittlerweile so verschlissen, dass die Aufzeichnungen guten Gewissens nicht mehr veröffentlicht werden können.
Ein großer Teil dieser frühen Bandaufzeichnungen ist heute, nach immerhin 65 Jahren, noch in verblüffend guter Qualität erhalten. Einige Aufnahmen allerdings, beispielsweise ein "Aida"-Mitschnitt aus dem Jahre 1947 - wurde vom Rundfunk als "nicht sendefähig" einge- stuft, und einige Bänder sind technisch mittlerweile so verschlissen, dass die Aufzeichnungen guten Gewissens nicht mehr veröffentlicht werden können.
Dennoch reicht das Material aus, um drei CD mit Musik zu füllen, die zwischen dem Kriegsende und dem Jahr 1951 aufgenommen wurde. Besonderer Wert wurde bei der Restauration darauf gelegt, das charakteristische Klangbild der Aufnahmeräume zu erhalten. Das ist auch gut gelungen; der Zuhörer kann den Steinsaal im Deutschen Hygienemuseum, den Saal im Kurhaus Bühlau mit seiner knochen- trockenen Akustik, das Dröhnen des Ball- und Theatersaales der Leipziger Lokalität "Deutsche Reichshallen" sowie den 1947 einge- weihten Sendesaal des Funkhauses in der Leipziger Springerstraße mit seinem enormen Raumhall problemlos unterscheiden.
Die Liste der Sänger, die dieses klingende Dokument vorstellt, ist lang und umfassend: Man hört Helena Rott, Kurt Böhme, Gottlob Frick, Christel Goltz, Elfriede Trötschel, Bernd Aldenhoff, Hans Hopf, Werner Faulhaber, Werner Liebing, Arno Schellenberg, Dora Zschille, Elfriede Weidlich, Karl Paul, Heinz Sauerbaum, Ruth Lange und Lisa Otto. Es ist absolut verblüffend, aber ihre Stimmen so unverkennbar, dass man jeweils nach wenigen Takten sagen kann, wer gerade singt. Und man versteht jedes Wort.
Technisch sind Sänger heute zwar wesentlich besser ausgebildet. Man wagt es kaum zu schreiben - aber die meisten von den Künstlern, die hier zu hören sind, würden heute beim Vorsingen wohl nach wenigen Takten unterbrochen und hinausgeschickt werden. Sänger sind aus- tauschbar geworden; selbst die "Stars" haben mit wenigen Ausnahmen ein sehr ähnliches Timbre, dem jeweiligen Fach entsprechend. Stimmen sollen verfügbar sein, wie eine Ware. Ist der Künstler klug (und hat er die Möglichkeiten dazu), investiert er in die Entwicklung seiner Stimme. Gesangskarrieren über Jahrzehnte waren früher normal - heute sind sie Ausnahmen.
Das gibt schon zu denken. Eine Christel Goltz mag gesangstechnisch durchaus Defizite haben - aber ihre Aida oder ihre Salome beein- drucken noch heute. In diesen Aufnahmen aus der Nachkriegszeit erlebt man so viel Charakter, Charme, Individualität; manchmal fragt man sich, ob nicht diese "Seele" das eigentliche Wesen des Gesanges ist. Und wenn die Sängerpersönlichkeit fehlt, dann kann diese Lücke möglicherweise auch eine grandiose Technik nicht füllen.
In jedem Falle sind die drei CD plus die DVD mit Filmaufnahmen aus jenen Jahren ein bewegendes Dokument mit großartiger Musik - ein Muss für jeden, der sich für historische Aufnahmen interessiert.
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