Welche Sonaten Händel eigens für Flöte komponiert hat, das lässt sich heute nur noch schwer fest- stellen. Das liegt zum einen daran, dass der Meister zeitweise enorm produktiv war. Zum anderen war es damals durchaus üblich, Musik "für Violine, Flöte oder Oboe" und Continuo oder gar gänzlich ohne Angaben zur Besetzung zu publi- zieren, oder aber auch Werke nachträglich für andere Instru- mente zu bearbeiten.
Trotz der Vielzahl überlieferter Druckfassungen und Handschriften ist es daher nur in Ausnahme- fällen möglich, Originalkompositionen Händels für die "German Flute", die seinerzeit in England wohl neu und sehr beliebt war, zu identifizieren. Es sind nicht sehr viele, die Jan De Winne schließlich auf dieser CD zusammengetragen hat.
Obwohl zu Händels Lebzeiten auch in England die Traversflöte begann, die Blockflöten zu verdrängen, spielt das Instrument im Werk des großen Komponisten offenbar kaum eine Rolle. In seinen Opern und Oratorien jedenfalls bevorzugt Händel Oboe und Blockflöte. Über die Gründe dafür mag spekulieren, wer Lust hat - die Flötensonaten jedenfalls, die diese CD zusammenfasst, sind hübsche Stücke. Sie fol- gen in ihrer Struktur zumeist dem Muster der sonata da chiesa, das Händel in Italien kennengelernt hat, und das auch andere Kompo- nisten seiner Zeit verwendeten, so beispielsweise Arcangelo Corelli in seinen Violinsonaten.
Jan De Winne musiziert mit schönem, fokussiertem Ton - die Travers- flöte klingt deutlich dunkler und weicher als die moderne Querflöte - und einer geradezu barocken Lust an der Auszierung und Variation. Lorenzo Ghielmi am Cembalo und Lorenzo Testori am Violoncello begleiten ihn temperamentvoll. So entsteht ein spannungsgeladener musikalischer Dialog, dem man mit Freude lauscht - und Langeweile wird dabei garantiert nicht aufkommen.
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