"Die Gitarren des Zaren" - so nennen sich Oleg Timofejew und John Schneiderman. Die beiden Musiker haben sich zusammen- getan, um die russische Gitarren- tradition zu pflegen. Dabei spielen sie sowohl "westliche" als auch russische zeitgenössische Instru- mente.
Die russische Gitarre, im Westen wenig bekannt, ist kleiner als ihre spanische Schwester und hat sieben Saiten. Sie klingt zudem weicher und sanfter. Die Musik, die Timofejew und Schneiderman für diese CD ausgewählt haben, ist zwar virtuos, aber auch volkstümlich. Das beginnt schon bei dem Gitarren- duett Souvenir de Russie op. 63 des Spaniers Fernando Sor. Er lebte drei Jahre lang in Russland - aber was der berühmte Gitarrist während dieser Zeit getan hat, verbleibt im Nebel der Geschichte. Wir wissen nur, dass er seine Frau Fèlicitè Hullen begleitete, die als Primaballerina in Moskau tanzte.
Die beiden Themen von Souvenir de Russie sind bekannte russische Volkslieder, die auch andere damals gerne in Variationen verwende- ten. Doch bevor solche Werke von Wladimir Morkow, Michael Glinka und etlichen anderen erklingen, beginnt die CD mit der früheren russischen Nationalhymne, und zwar in Solo-Variationen von Pietro Pettoletti. Ähnlich patriotisch schließt das Opus - nämlich mit einem Lied, das zuvor die Nationalhymne war, und auf der Melodie von God Save the Queen basierte. Es wurde 1833 durch die Hymne von Alexej Fjodorowitsch Lwow abgelöst, die dann bis 1917 im Gebrauch war.
Und auch sonst gab es einen erstaunlich regen Austausch zwischen dem Zarenreich und dem "Westen", wie das Beiheft sehr ausführlich am jeweiligen Beispiel zeigt. Verzichtet man auf die Theorie, und hört nur die Musik, so werden ebenfalls zahlreiche Querverbindungen hörbar. Ansonsten hält sich der musikalische Aha-Effekt in Grenzen; ebenso wie das Niveau der meisten Kompositionen.
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