Francesco Molino war einer jener virtuosen Gitarristen, die Anfang des 19. Jahrhunderts ihre Heimat Italien verließen, um in den musi- kalischen Zentren der damaligen Zeit, vor allem in Paris und Wien, Ansehen und Einkommen zu erwerben. Molino stammt aus einer Musikerfamilie; sein Vater war Militärmusiker beim Reggi- mento Piemonte. So wurde auch der Sohn zunächst Oboista; außerdem trat er als Geiger in das Orchester des Königlichen Theaters Turin ein. Es war damals nicht ungewöhnlich, dass Musiker die unterschiedlichsten Instrumente spielten; Paganini beispielsweise war Gitarrist und gleichzeitig ein berühmter Geiger.
Molino ging nach Paris - und wirkte dort immerhin 28 Jahre lang, bis zu seinem Tode 1847, erfolgreich als Gitarrenvirtuose, Komponist und als sehr gefragter Lehrer, der viele prominente Schüler unter- richtete. So widmete er die Grande Méthode Complette op. 33, eine große und bedeutende Gitarrenschule, seiner Schülerin und Gönnerin Madame la Duchesse de Berry.
Seine Werke zeigen, dass er die Tradition der italienischen Oper ebenso in seine Musik integrierte wie den für den Pariser und Wiener Salon jener Zeit typischen "brillanten" Stil. So erweist sich beispiels- weise sein Trio op. 4 Nr. 1 in G-Dur für Flöte, Viola und Gitarre als ein Kabinettstück à la Rossini. Molino beeindruckt mit musikalischen Ideen, die emporperlen wie die kleinen Gasbläschen im Champagner, und auch so prickeln; Flöte und Bratsche präsentieren sich in einem munteren Dialog, und das ganze Stück ist von geradezu ansteckender Heiterkeit. Sehr ähnlich wirken auch die beiden Nocturnes op. 37 in a-Moll für Violine und Gitarre und op. 38 in G-Dur für Flöte und Gitarre.
Das Trio D-Dur op. 45 für Flöte, Viola und Gitarre hingegen ist beste romantische Kammermusik, mit einer wunderbaren Romanze als Mittelsatz. Das Grand Trio concertant G-Dur op. 30 für Flöte, Viola und Gitarre wiederum erscheint als Pariser Salonmusik vom Allerfeinsten - von dem bildhübschen Sicilienne, mit dem das Werk beginnt, bis zum theatralischen Schlussrondo. Hier tritt jedes Instrument in den musikalischen Wettstreit mit den Kollegen - und erhält auch in etlichen Solo-Episoden Raum zum Brillieren.
Das Ensemble Sérénade à trois ist dabei hörbar in seinem Element. Petra Müllejans, Violine und Viola, Karl Kaiser, Traversflöte, und Sonja Prunnbauer, Romantische Gitarre, sind ausgewiesene Experten in ihrem Metier. Sie musizieren auf Originalinstrumenten bzw. Nachbauten solcher Musikinstrumente, und zeigen so, wie die Musik des frühen 19. Jahrhunderts zur Zeit ihrer Entstehung geklungen haben könnte. Sie beeindrucken durch Spielleidenschaft ebenso wie durch einen schönen, warmen Ton - eine traumschöne CD, die hier wärmstens empfohlen werden kann.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen