Die Einfachpedalharfe ist das Instrument der Wahl für Masumi Nagasawa. Die japanische Harfe- nistin engagiert sich seit Jahren, um dieses Instrument wieder bekannt zu machen, das einst die barocke Harfe ablöste und dann selbst durch die Doppelpedalharfe ersetzt wurde, die sich Sébastien Erard 1810 patentieren ließ. "Man darf nicht vergessen, dass alle Kompositionen, die vom 18. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts für Harfe geschrieben worden sind, auf diesem Typ Harfe gespielt wurden", so die Musikerin.
Ihr gelang bei einem Besuch in der Königlichen Bibliothek in Den Haag eine verblüffende Entdeckung: Sie sah sich einen frühen französischen Druck von sechs Sonaten Mozarts an - und las dort einigermaßen verblüfft die Bemerkung: Ces Pieces peuvent s'exécuter sur la Harpe.
Komponiert hatte Mozart diese Werke im Alter von neun Jahren bei einem Aufenthalt in Den Haag 1765/66. Sie waren für Cembalo mit Begleitung durch eine Violine bestimmt - eine kuriose Kombination, die Mozart im Jahr zuvor bei dem Cembalisten Johann Schobert in Paris kennengelernt hatte. Mit einer Ausnahme bestehen sie aus lediglich zwei Sätzen, und sie sind musikalisch enorm abwechslungs- reich. "Ich glaube, dass die Bandbreite an Farben und dynamischen Möglichkeiten in beeindruckender Weise wächst, wenn man diese Sonaten auf der Harfe spielt, statt auf dem originalen Cembalo", unterstreicht Nagasawa. "Dazu verleiht der Harfenklang den Stücken eine galante Leichtigkeit, und die Muster aus gebrochenen Akkorden in der Begleitung klingen auf der Harfe einfach perfekt."
Die Harfenistin kombiniert Mozarts Sonaten mit zwei ähnlichen Werke von Franceso Petrini (1740 bis 1820). Der Vater dieses Harfen- virtuosen war Harfenist am Hofe Friedrichs des Großen in Berlin; Petrini junior gab sein Debut 1770 beim Concert Spirituel in Paris, und verbrachte auch den Rest seines Lebens an der Seine. Und natürlich musste das Adagio in C-Dur, KV 617a für Glasharmonika noch mit auf die CD. Der ätherische Klang der Einfachpedalharfe passt in der Tat gut zu diesem Stück; allerdings hätte man sich eine etwas weniger gefühlsbetonte Interpretation für diese kleine Rarität gewünscht.
Der schlanke und silbrige Klang der Harfe aus der Werkstatt von Jean-Mathias Wolters (1785, Paris) harmoniert gut mit der Barockvioline von Ryo Terakado, gebaut 1690 in Mailand von Giovanni Grancino. Der Violinist begleitet die konzertierende Harfe sensibel und technisch versiert. Insgesamt eine hübsche CD, die insbesondere Harfen-Fans mit einem kleinen Hang zur Romantik entzücken dürfte.
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