Paris war einst eine der euro- päischen Musikmetropolen, ein Zentrum der Avantgarde. Auch Aleksander Tansman, geboren 1897 in Lodz, siedelte dorthin über. Denn der junge Musiker, der in Warschau studierte, hatte zwar 1919 mit seinen Werken den Natio- nalen Polnischen Kompositions- wettbewerb gewonnen. Doch die Kritiker lehnten seine Stücke ab.
In Paris konnte sich Tansman, der auch ein exzellenter Pianist war und dirigierte, bald etablieren. 1932/33 ging er auf eine große Konzertreise, unter anderem durch die USA, wo er schnell zum Liebling des Publikums und der Kritiker wurde.
Als die Nazis in Frankreich einmarschierten, floh der polnische Jude mit dem französischen Pass über Lissabon nach Amerika. Er ging nach Hollywood, wo er Filmmusik schrieb und etliche Freundschaf- ten schloss. So lernte er unter anderem Igor Strawinski kennen, der ihn sehr beeindruckt und beeinflusst hat - und dessen Biograph er später werden sollte. 1946 kehrte Tansman nach Paris zurück, wo er 1986 starb. "Natürlich verdanke ich Frankreich eine Menge", schrieb er einmal. "Aber niemand, der jemals meine Stücke gehört hat, wird daran zweifeln, dass ich immer ein polnischer Komponist war, bin und sein werde."
Tansman hat immer wieder Stücke für Kinder komponiert. Dabei war es sein erklärtes Ziel, für den musikalischen Nachwuchs eine Brücke zwischen den Etüden, die für den Unterricht notwendig sind, und der "richtigen" Literatur, den Werken der großen Meister, zu schaffen. Sein Zyklus Les jeunes au piano, den Elzbieta Tyszecka auf der vorliegenden CD exemplarisch eingespielt hat, besteht aus vier Teilen mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad. Das erste Notenheft, gewidmet Tansmans Tochter, besteht aus zwölf Stücken - und der Titel verrät, worum es geht: Mireille et les animaux schildert in entzückenden Miniaturen Tiere wie Schnecke, Schmetterling oder ein Kätzchen, das nach einer Fliege hascht. Das zweite Heft, Marianne devant le kiosque à journaux, ist ebenfalls einer Tochter Tansmans gewidmet, und charakterisiert mit musikalischen Mitteln acht Pariser Zeitungen. Das dritte Heft, L'autobus imaginaire, lädt zu einer kleinen Rundreise durch Paris ein. Und das vierte und letzte Heft, Au telescope, entführt den jungen Musiker und seine Zuhörer dann in die Weiten des Welt- raumes.
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