Andrea Gabrieli (um 1510 bis 1586) war einer der wichtigsten Komponisten zur Zeit der Renais- sance; er gilt als bedeutendster Vertreter der sogenannten vene- zianischen Tonschule. Über seinen Lebenslauf ist wenig bekannt. Geboren und aufgewachsen in Venedig, wurde der junge Gabrieli 1536 Sänger an San Marco. Er war zudem ein Schüler des berühmten flämischen Komponisten Adrian Willaert, maestro di cappella am Markusdom.
1566 wurde Gabrieli dort Organist. Er bildete viele Schüler aus, so Hans Leo Hassler, Rogier Michael und möglicherweise auch den "deutschen Organistenmacher" Jan Pieterszoon Sweelinck, ganz sicher aber seinen Neffen Giovanni Gabrieli, der zunächst nach München ging, dann aber wie sein Onkel als Organist an San Marco wirkte und dort auch dessen Nachfolger wurde.
Giovanni Gabrieli war es auch, der nach dem Tode seines Onkels dessen Werke für Tasteninstrumente herausgab. Der amerikanische Cembalist Glen Wilson, seit 1988 Professor für historische Tasten- instrumente an der Hochschule für Musik in Würzburg, macht auf dieser CD deutlich, warum diese Werke damals so überaus innovativ waren. Er gibt mit seiner Auswahl einen ersten Überblick über Gabrielis Schaffen, mit einem deutlichen Schwerpunkt auf dem Ricercar. Dabei handelt es sich um eine damals neu entwickelte Form, die ein Vorläufer der Fuge war und - wie auch die Toccata und das mehrchörige Musizieren - aus der venezianischen Tonschule her- vorgegangen sein soll.
In jedem Falle wirken die Stücke auf dieser CD erstaunlich modern. Sie überraschen durch ihre Komplexität und durch brillante Ideen. Und Wilson bringt sie nicht nur auf Cembalo und Spinett höchst lebendig zum Klingen, er zeigt auch sehr gern Traditionslinien auf. Das macht diese CD doppelt spannend.
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