Thomas Fey und "seine" Heidel- berger Sinfoniker haben sich eine Aufgabe gesucht, die Musikfreunde entzückt: "Nach intensiver Aus- einandersetzung mit dem sinfoni- schen Werk Mozarts und Beetho- vens habe ich meine Liebe zu Haydns Musik zugegebenermaßen erst relativ spät entdeckt", schreibt der Dirigent. "Seither ist es mir ein Anliegen, ,Papa Haydn' den Zopf abzuschneiden, den ihm das 19. und 20. Jahrhundert ha- ben wachsen lassen."
Die Gesamteinspielung der Haydn-Sinfonien sieht Fey als einmalige Chance, die Entwicklung der klassischen Sinfonie nachzuvollziehen. "In Zeiten musikalischen (und gesellschaftlichen) Wandels war Haydn Stürmer, Dränger, Sucher und Finder zugleich. Dies dem heutigen Hörer zu vermitteln, ihn mit dem Experimentator Joseph Haydn und mit der Kühnheit und der Schönheit seiner affektgelade- nen Kontrast-Musik bekannt zu machen, sehen wir als unsere Auf- gabe an."
Bei Streichern und Holzblasinstrumenten setzt Fey dabei auf moderne Exemplare; bei Blechbläsern und Pauken hingegen werden "originale" Instrumente verwendet, weil sich ihr Klangbild seit Haydns Zeiten zu stark verändert hat. Dass "seine" Musiker mittlerweile historisch aus- gesprochen versiert sind, das kommt den Aufnahmen zugute, denn die Heidelberger Sinfoniker spielen nicht nur mit schlanker Beset- zung, sie agieren auch geradezu kammermusikalisch.
Ob man die Londoner Sinfonien oder die Pariser Sinfonien anhört - es gibt sehr viel Grund zur Freude. Denn dieses Orchester spielt mit so- viel Leidenschaft und zugleich so viel Witz, dass man Haydn tatsäch- lich hört, als wäre es zum ersten Male. Und wenn dann Wilhelm Bruns auf dem Naturhorn in die Sinfonie Nr. 31 ("Mit dem Hornsignal") ein- stimmt, dann fliegt aller Staub davon, der sich im Laufe der Jahrhun- derte auf diese Werke herniedergesenkt hatte. So lebendig und so virtuos, wie auch die beiden Hornkonzerte hier erklingen, wird uns Haydn ganz gegenwärtig. Man kann diese Gesamteinspielung, die im Hause Hänssler erscheint, wirklich nur empfehlen - das ist Musizier- kultur, wie man sie gern hat. Bravi!
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