"Ich glaubte damals, dass es gut wäre, wenn nur das Papier recht voll würde", schildert Haydn seine ersten Kompositionsversuche. "Reutter lachte über meine unrei- fen Versuche, über Takte, die keine Kehle und kein Instrument hätten ausführen können, und er schalt mich dafür, dass ich in sechzehn Stimmen komponierte, bevor ich noch eine zweistimmige Verto- nung zustanden brachte." Mit einem Schmunzeln erinnerte sich der Komponist später an seine ersten Versuche, zu Papier gebracht während seiner Zeit als Chor- knabe am Wiener Stephansdom unter Georg Reutter. 1749 schuf er seine erste Messe, die Missa brevis in F-Dur (Hob.XXII:1).
Als Haydn in den Stimmbruch kam, musste er Chor und Schule ver- lassen; durch Zufall - er wohnte in demselben Haus wie Metastasio - lernte er Nicola Porpora kennen, der nicht nur ein erfolgreicher Komponist, sondern auch ein begnadeter Musikpädagoge gewesen sein muss. Dieser machte den Jungen, der wohl zeitweise sein Kammerdiener war, mit dem italienischen Stil vertraut.
1761 erhielt Haydn dann eine Anstellung als Gehilfe des alternden Kapellmeisters Gregor Joseph Werner am Hofe des Fürsten von Esterházy. Im Dienste dieser Familie verbrachte er den größten Teil seines Lebens. Zu seinen dienstlichen Verpflichtungen gehörte es, alljährlich zum Namenstag der Fürstin, mit der er sich wohl gut verstand, eine Messe zu schreiben. So entstanden Heiligmesse, Paukenmesse, Nelsonmesse, Theresienmesse, Schöpfungsmesse und die sogenannte Harmoniemesse (Hob.XXII:14) aus dem Jahre 1802, Haydns letzte große Komposition. Auch sie ist auf dieser CD zu hören. Von Zeitgenossen wurde Haydn für diese Werke gescholten - sie seien zu fröhlich, hieß es, zu weltlich, und würden die rechte Andacht nicht aufkommen lassen. Ob gute Laune die Frömmigkeit beeinträchtigt, das mag nun jeder Hörer für sich entscheiden.
Die Harmoniemesse jedenfalls erhielt ihren Namen, weil dem Kompo- nisten seinerzeit am glanzvoll gefeierten Namenstag ein Bläserensem- ble, auch als Harmonie bezeichnet, zur Verfügung stand. Das war ungewöhnlich, aber es macht dieses Werk ausgesprochen prachtvoll. Die Musik setzt auf Kontraste; Haydn nutzt die verfügbare Klangpalet- te gekonnt aus. Es ist erstaunlich, aber diese Messe strotzt förmlich vor Energie - ganz anders als ihr Schöpfer, dessen Kräfte versiegten.
Es musizieren das Rebel Baroque Orchestra und der Trinity Choir, der einmal mehr seinem Ruf als eines der besten Ensembles des Landes gerecht wird. So schwungvoll, klangschön, und in allen Stimmen gleichermaßen leistungsstark singen selbst in den USA nur wenige Chöre. Haydn hätte an dieser Aufnahme ganz sicher seine Freude gehabt.
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