Die Orgel in der Pfarrkirche Saint-Francois von Lausanne wurde 1776/77 von Samson Scherrer erbaut. Knapp hundert Jahre später, das Klangideal hatte sich gewandelt, wünschte sich der Organist ein expressiveres Klang- bild - und ließ die Orgel auf eigene Kosten durch die Firma Walcker umbauen. Im 20. Jahrhundert veranlassten seine Nachfolger erneut Erweiterungen; die Firma Kuhn aus Männedorf baute das Instrument drastisch aus und zudem eine elektrische Traktur ein.
In den 90er Jahren wurde die Kirche saniert. Dafür musste auch die Orgel ausgebaut werden. Die Gemeinde entschied sich, bei dieser Gelegenheit die Orgel grundsätzlich in ihrem gewachsenen Zustand zu belassen. Allerdings wurde durch Kuhn wieder auf eine mechanische Traktur umgestellt. Die Register wurden auf fünf Manuale verteilt, und zuvor stumme Pfeifenbestände von Scherrer wurden wieder spielbar gemacht. Der französisch-orchestrale Charakter des Instru- mentes blieb erhalten.
Darauf setzt die Organistin und Pianistin Anne Chollet, ausgebildet am Lausanner Konservatorium. Auf dieser CD spielt sie die Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgski, Bachs berühmte Chaconne und den Totentanz von Franz Liszt. An ihrer Fingerfertigkeit gibt es nichts zu mäkeln, allein ihre Registratur finde ich nicht besonders geschickt. Denn dort fehlt die Abwechslung. Alles versinkt in einem weichen, pseudoromantischen Klangbrei; Extreme meidet Chollet. Doch so geht den Charakterstücken Mussorgskis der Charakter verloren. Bachs Chaconne wird langweilig. Und Liszts Totentanz gerät zu einem ziemlich beliebigen virtuosen Einerlei. Schade drum.
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