In den 80er Jahren bemühten sich Künstler und Restauratoren, den Verfall von Schloß Batzdorf auf- zuhalten. Das Rittergut, gelegen in den Elbhängen zwischen Dresden und Meißen, bestand schon im Mittelalter - und entsprach nicht gerade dem Ideal sozialistischen Wohnraums. So war die Gemeinde Scharfenberg nicht abgeneigt, als sich 1983 die Künstler meldeten, die das Anwesen sanieren und sich dort niederlassen wollten. 1990 gründeten sie den Verein Schloß Batzdorf e.V., um das alte Gemäuer endgültig erwerben zu können.
Damals begannen die Bewohner dieser etwas anderen WG auch damit, in das alte Schloß mit seinem historischen Rittersaal zu Konzerten einzuladen. 1993 fand sich dort ein Ensemble zusammen, das sich mit einer gewissen Ironie Batzdorfer Hofkapelle nannte. Die Musiker hatten hervorragende Ideen; so starteten sie mit der szenischen Aufführung eines Hasse-Intermezzos die Batzdorfer Barockfestspiele. Was als "No-Budget"- Projekt befreundeter Musiker begann, das hat sich mittlerweile aufgrund der exzellenten künstlerischen Qualität zu einer regionalen Kultveranstaltung entwickelt. Später kamen Pfingst- spiele und der Batzdorfer Adventsmarkt dazu, die ebenfalls alljährlich zahlreiche Gäste in das wiedererstandene Schloss locken.
Die Batzdorfer Hofkapelle ist mit ihren Produktionen mittlerweile europaweit bekannt und etabliert. Hatten sich die Musiker, durchweg ausgewiesene Spezialisten für Alte Musik, anfänglich auf die Schätze konzentriert, die im reichen Handschriftenbestand der Dresdner Staatsbibliothek schlummerten, finden sie ihre Anregungen nunmehr auch jenseits der Grenzen Sachsens. So haben sie 2009 bei einem Konzert in Neumarkt Werke Johann Pfeiffers (1697 bis 1761) vorge-stellt. Es wurde vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnitten und erschien nun als CD bei Accent.
Pfeiffer, Sohn eines Nürnberger Glasermeisters, studierte in Leipzig und Halle/Saale, und trat 1720 als Geiger in den Dienst Herzogs Ernst August von Sachsen-Weimar. 1726 wurde er Konzertmeister der Weimarer Hofkapelle, und begleitete den Herzog auf Reisen - 1733 beispielsweise nach Bayreuth. Dort begann die Schwester des preußi- schen Kronprinzen Friedrich als Gattin des Erbprinzen Friedrich von Brandenburg-Bayreuth damals gerade mit dem Aufbau eines Hofes, der diesen Namen auch verdiente. Sie engagierte Pfeiffer 1734 als Hofviolinisten, und machte ihn bald darauf zum Kapellmeister. Wilhelmine, musikalisch offenbar bereits in Berlin sehr gut geschult, nahm Kompositionsunterricht bei Pfeiffer. Ihr Lieblingsinstrument war die Laute; sie war von dem berühmten Dresdner Lautenisten Sylvius Leopold Weiss ausgebildet worden, und selbstverständlich nahm Hoflautenist Adam Falkenhagen, ein Kollege Pfeiffers bereits in Weimar, in der Hierarchie der Hofkapelle des Markgrafen hinter dem Kapellmeister den zweiten Rang ein.
Für Falkenhagen schuf Pfeiffer möglicherweise sein Konzert für Laute, Streicher und Basso continuo B-Dur, das Möglichkeiten und Stärken dieses Instrumentes sehr schön zur Geltung bringt. Überhaupt zeu- gen die Werke des Komponisten davon, dass dieser oftmals seine Musik für die verfügbare Besetzung und nach dem Geschmack seines jeweiligen Dienstherrn geschaffen hat - und zwar so, dass trotz diverser Beschränkungen letzten Endes ein repräsentables Ergebnis entstand: Klangvoll, mehr oder weniger modern, stets originell, ge- legentlich sogar überraschend. Ein Bravi! an die Musiker der Batz- dorfer Hofkapelle für diese Entdeckung.
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