Zwei Klaviere und Schlagwerk - Béla Bartók schrieb für diese Besetzung eine Sonate, die unter Eingeweihten als Gipfelpunkt in seinem Schaffen gehandelt wird. Denn ihre Strukturen sind die pure Mathematik; man fühlt sich da ein wenig an die Zeiten vor Bach erinnert, als die Musik nicht nur als eine rhetorische, sondern vor allem auch als eine mathematische Kunst galt.
Davon freilich ist beim Anhören dieser CD nichts zu spüren. "Nach- dem wir die Bartók-Sonate und ,Le Sacre du Printemps' zwei Jahre lang immer wieder aufgeführt und neu überdacht hatten, war die Aufnahme letztlich eine völlig freie Begegnung mit fantastischer Musik. Sollte es gelungen sein, auf dieser CD eine Ahnung der ent- spannten und fröhlichen Atmosphäre jener Apriltage in Lübeck wiederzugeben, wäre das für uns die größte Freunde", schreiben Lucia Huang, Sebastian Euler, Johannes Fischer und Domenico Mel- chiorre im Beiheft.
Die Pianisten, die seit 1999 als Duo d'Accord konzertieren, und die beiden Schlagzeuger, die seit 2006 als eardrum percussion duo gemeinsam musizieren, haben Strawinskis Ballett kongenial an diese Besetzung angepasst. Die Frage, ob das erlaubt ist, stellt sich ohnehin nicht - der Komponist selbst hat seinerzeit bereits eine Fassung für Klavier zu vier Händen veröffentlicht. "Basis unserer Interpretation war Strawinskis eigene Reduktion seines Balletts für Klavier zu vier Händen. Diese haben wir dann für die erweiterten Möglichkeiten von zwei Klavieren bearbeitet und dann erst einmal die Pauken- und Schlagzeugstimmen der Orchesterfassung hinzugenommen", berich- ten die Musiker. "In der sich über einen langen Zeitraum erstrecken- den Probenarbeit wurde dann viel mit der Stimmenverteilung expe- rimentiert mit dem Ziel, all das Material, das Strawinski aus techni- schen Gründen in seinen Klaviersatz nicht integrieren konnte, schlüssig in unseren Quartettklang einzubetten. An einigen Stellen erscheint dies sehr vordergründig, oft aber so subtil, dass man nur eine ,neue' Instrumentalfarbe wahrzunehmen meint, deren Elemente im Gesamtklang nicht zu orten sind."
Das Ergebnis muss man gehört haben - denn diese Version klingt gänzlich anders als die oftmals träge-sinnlich interpretierte Orche- sterfassung. Sie ist erstaunlich transparent, mitunter schroffer und kantiger als das Original, reduziert und kraftvoll, von einer bedroh- lichen Anmut. Grandios!
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