„Ich arbeite gegenwärtig für Salo- mons Concert“, schrieb Joseph Haydn im Januar 1792 in einem Brief aus London nach Wien, „und bin bemüssigt mir all erdenckliche mühe zu geben, weil unsere geg- ner die Professional versamlung meinen schüller Pleyel von Strass- burg haben anhero kommen lassen, um Ihre Concerte zu Diri- giren. Es wird also einen blutig Harmonischen Krieg absezen zwi- schen dem Meister und schüller“. Doch der Skandal, auf den die beiden Konzertveranstalter Johann Peter Salomon und Wilhelm Cramer möglicherweise spekulierten, bleibt aus. Statt dessen ver- bringen Haydn, der alte Lehrer, und Pleyel, ganz der bescheidene Schüler, viel Zeit gemeinsam – und man einigt sich darauf, dass die Veranstalter sich in die Werke der beiden Stars teilen.
Gerade 15 Jahre alt war Ignaz Pleyel (1757 bis 1831), als ihn Graf Ladislaus Erdödy nach Eisenstadt schickt. Der Graf bezahlte ihm den Aufenthalt am Hofe Esterházy, wo Pleyel immerhin fünf Jahre lang Haydns Schüler und Kostgänger war. Anschließend trat Pleyel seine erste Stelle an – als Kapellmeister seines Mäzens. Nach einer Italien-Reise wurde er erst Assistent und dann Kapellmeister am Straßburger Münster. Doch dann kam die Französische Revolution, und damit war die Kirchenmusik vorerst zu Ende. Da nahm Pleyel das Angebot Cramers gern an – zumal er in London genug Geld verdiente, um sich nach seiner Rückkehr das Chateau d’Ittenwiller unweit von Straßburg zu kaufen. Und auch später erwies sich Pleyel als ein geschäftstüch- tiger Mann, der Chancen erkannte und mit Geschick nutzte.
Diese CD enthält vier seiner Klaviertrios. Es sind durchweg abwechs- lungsreiche Stücke, die so manche hübsche Idee aufweisen, und alle drei beteiligten Instrumente gleichermaßen zur Geltung kommen lassen. Das Trio 1790, spezialisiert auf die Zeitspanne zwischen der Entstehung der Gattung Klaviertrio um 1760 und dem Ausklang der Wiener Klassik um 1820, serviert Pleyels Musik gefällig und auch ein bisschen pikant. Annette Wehnert, Violine, Imola Gombos/Jennifer Morsches, Violoncello und Harald Hoeren, Fortepiano/Cembalo, musizieren schwungvoll und sehr harmonisch. Eine gelungene Einspielung, die hier empfohlen werden kann.
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