Obwohl belegt ist, dass Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) gern Bratsche spielte, hat er sehr wenig speziell für dieses Instru- ment komponiert. So gibt es in Bachs Kantaten einige Arien mit obligater Viola. Doch darüber hinaus verwendet er die Bratsche solistisch nur im sechsten Bran- denburgischen Konzert - dort freilich gleich in zwei der Solo- stimmen. Will ein Bratscher dar- über hinaus Bach spielen und sich dabei nicht mit seiner Mittel- stimme bescheiden, muss er zwangsläufig ein anderes Werk entspre- chend bearbeiten.
Hariolf Schlichting, Professor für Viola und Kammermusik an der Hochschule für Musik und Theater in München, hat sich auf dieser CD für die Drei Sonaten für Viola da Gamba und obligates Cembalo BWV 1027 bis 1029 entschieden. Sie klingen in der Tat in der Besetzung mit Viola auch sehr gut, und Yumi Sekiya, die als Dozentin an derselben Hochschule lehrt, zeigt, wie sich ein anspruchsvoller Cembalo-Part auf einem Konzertflügel vortragen lässt. So ganz den modernen Klang allerdings mag sie dann doch nicht wagen - sie spielt einen Steinway D, aber aus dem Jahre 1901.
Die Sonaten sind eingebettet in vier Choralbearbeitungen Bachs, die Schlichtings Amtsvorgänger Franz Beyer kongenial für Viola und Klavier arrangiert hat. Beyers Version nähert sich Bach mit Demut und Sensibilität - und flicht die Bratschenstimme gleichsam ein in Bachs grandiose musikalische Strukturen. Das Ergebnis ist nicht ein Solo mit Begleitung, sondern ein inniges Zwiegespräch von Viola und Konzertflügel, das die bekannte Orgelmusik neu hören lässt. Bravi!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen