Lauro Rossi (1812 bis 1885) gehört zur großen Schar jener italieni- schen Opernkomponisten, die im Laufe der Jahre dem Vergessen anheimgefallen sind. Er hat in Nea- pel studiert. Zwei seiner Lehrer, Niccolò Zingarelli und Giovanni Furno, waren damals populäre Komponisten; zu ihren Schülern gehört unter anderem Vincenzo Bellini. Auch Girolamo Crescentini, ein weltberühmter Kastraten- sopran, Gesangslehrer und Kom- ponist, war einer seiner Lehrer.
1830 schuf Rossi seine erste Oper. Bald wurde Gaetano Donizetti auf den jungen Musiker aufmerksam, und verhalf ihm zu einer Kapell- meisterstelle am Teatro Valle in Rom. Rossis zehnte Oper, La casa disabitata, wurde 1834 an der Mailänder Scala uraufgeführt. 1850 wurde Rossi Direktor des Mailänder Konservatoriums. Insgesamt komponierte er 29 Opern; zu seinen Lebzeiten war er geachtet, be- liebt und erfolgreich.
In Cleopatra, seiner vorletzten Oper, erstmals aufgeführt 1876, bringt Rossi nicht zufällig das alte Ägypten auf die Bühne. Die exoti- sche Kultur jenes Landes, die schon die Römer fasziniert hatte, regte etliche Komponisten zu Werken an - man denke nur an Verdis Aida, fünf Jahre zuvor entstanden. Exotische Klänge wird man in Rossis Oper allerdings vergebens suchen. Musik und Bühnengeschehen sind so italienisch, wie es eine romantische Oper in der Tradition des Belcanto nur sein kann; allerdings erreicht Rossi nicht das dramati- sche Ausdrucksvermögen Verdis. Cleopatra wurde in Turin und in Neapel gespielt, und dann vergessen.
2008 brachte Pier Luigi Pizzi das Werk wieder auf die Bühne. Es erklang zum Sferisterio Opera Festival in Macerata, dem Geburtsort Rossis, und liegt nun im Mitschnitt bei Naxos vor. Die Aufführung hat einige sehr schöne Momente, aber auch Stellen, wo man sich an das Stadttheater erinnert fühlt. Musiziert und gesungen wird routiniert, aber nicht überragend. Wer sich für italienische Oper interessiert, sollte diese CD dennoch unbedingt seiner Sammlung hinzufügen; ich glaube nicht, dass Rossis Oper dauerhaft zurück auf die Bühne finden wird.
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