Der Thomanerchor Leipzig singt Bachs Weihnachtsoratorium - und das gar nicht mal schlecht. Der Chor, der seit 1992 von Georg Christoph Biller geleitet wird, hat an Klang in jüngster Zeit gewaltig zugelegt. Besonders deutlich wird das, wenn man die vorliegende Aufnahme mit dem Mitschnitt aus dem Jahre 1998 vergleicht, der bei Philips erschienen ist (und über- haupt nicht begeistern konnte).
Erfreulich ist auch, dass sämtliche Sopransoli hier durch die Thoma- ner Friedrich Praetorius und Paul Bernewitz übernommen werden konnten. Die Jungs singen klangschön und selbstbewusst - doch wie dünn das technische Fundament ist, auf dem sich die jungen Solisten bewegen, das wird beispielsweise im Herr, dein Mitleid-Duett deutlich hörbar. Für die anderen Soli wurden, Thomanertradition hin oder her, erwachsene Sänger engagiert. Zu hören sind Ingeborg Danz, Alt, die Tenore Martin Petzold als Evangelist und Christoph Genz, Arien sowie Panajotis Iconomou, Bassbariton. Zwar haben die Herren durchweg ihre ersten musikalischen Schritte als Mitglieder von Kna- benchören gemacht - Petzold und Genz waren wie Biller Thomaner, Iconomou war als Knabenalt einer der Solisten des Tölzer Knaben- chores. Doch würde man sich wünschen, dass bei der nächsten Aufnahme das komplette Solistenensemble mit Thomanern besetzt werden könnte. Das wäre unterm Strich ein weiterer Qualitätsgewinn - für den ganzen Chor.
Erfreulich ist zudem die ausgeprägte rhetorische Zielrichtung, mit der hier musiziert wird. Es dominiert nicht das Gewandhausorchester, sondern der Gesang - und der legt Text aus, wie zu Bachs Zeiten üblich. Das macht die Aufnahme spannend.
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