Jan Dismas Zelenka (1679 bis 1745) wirkte als Kontrabassist, Kapellmeister - ohne freilich jemals diesen Titel zu erhalten - und "Kirchen-Compositeur" am Dresdner Hof. Seine Kantate Il serpente di bronzo wurde am Karfreitag 1730 erstmals aufge- führt. Sie gehörte in die Reihe jener italienischen Oratorien, die bis 1825 alljährlich am Karfreitag und Karsamstag in der Hofkirche erklangen. Diese galten nicht dem Passionsbericht, sondern Erzählungen aus dem Alten und Neuen Testament, die mit dem Leiden und Sterben Christi assoziiert wur- den.
Il serpente di bronzo beruht auf Numeri 21, 4 bis 9; der Librettist, Hofpoet Stefano Benedetto Pallavicini, erfindet dazu drei Figuren - Azaria, Namuel und Egla, um den biblischen Bericht in eine kurze Handlung zu bringen. Das Volk Israel nämlich ist müde geworden, will nicht länger durch die Wüste marschieren und sehnt sich nach Ägyp- ten zurück. Um das Volk zu strafen, sendet Gott, Bass, in seinem Zorn Schlangen aus, die mit einem Biss die Zweifler zum Schweigen bringen und jede Flucht verhindern sollen. Derart bedrängt, wird das Volk schnell wieder fromm - und Mose, Tenor, fleht zu Gott um Hilfe. Der lässt mit sich reden, und weist Mose an, eine Schlange gießen und aufstellen zu lassen. Wer diese Statue ansieht, der soll - wenn er wür- dig ist - geheilt werden. Und dann berichtet Moses von der Vision des an Kreuz genagelten Gottes - und nur, wer ihm seinen Blick zuwendet, der finde Heil und Leben.
Zelenkas Umsetzung dieser Geschichte erweist sich als außerordent- lich originell und zugleich klangschön. Der Komponist verzichtet beispielsweise auf eine Ouvertüre; er eröffnet und beschließt das Werk mit Doppelchören. Insbesondere in den Klagegesängen und in dem grandiosen Gebet des Mose offenbart Zelenka, dass er sein Handwerk in herausragender Weise verstand.
Adam Viktora hat das Werk nun mit dem Ensemble Inégal in Welt- ersteinspielung bei dem tschechischen Label Nibiru vorgestellt. Die Aufnahme beeindruckt. Das Ensemble musiziert frisch und rhetorisch versiert, und auch die Sänger sind exzellent. Insbesondere die Soli- sten sind ausgewiesene Experten für "Alte" Musik, die schon an zahl- reichen anderen Projekten mitgewirkt haben. Zu hören sind Hana Blaziková, Sopran, Petra Noskaiová und Alex Potter, Alt, Jaroslav Brezina, Tenor und Peter Kooij, Bass.
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