Franz Bühler (1760 bis 1823) war der Sohn eines Lehrers und Organisten aus Unterschneidheim. Im Alter von zehn Jahren wurde er als Chorknabe in die Benediktiner- abtei Neresheim aufgenommen. Dort besuchte er das Gymnasium, und erhielt natürlich auch Musik- unterricht in seiner ganzen damals üblichen Breite. Nach einem Studium in Augsburg trat er 1778 in das Benediktinerkloster Donau- wörth ein. Es darf vermutet werden, dass Abt Coelestin II. Bühlers musikalische Talente nach Kräften förderte. Die Kantaten und Sing- spiele, die der Priester mit Schülern und Mitbrüdern aufführte, wurden weithin gerühmt; sie begeisterten auch den Millionär Anton Melchior von Menz, der Abbé Bihler 1794 nach Bozen holte, wo er das Musikleben kraftvoll in Schwung gebracht hat. 1801 wurde Bühler dann als Domkapellmeister nach Augsburg berufen.
Obwohl Bühler ein umfangreiches Werk hinterlassen hat, ist er heute nahezu vergessen. Aus diesem Grunde beauftragte die Kulturstiftung Franz Bühler, Unterschneidheim, den Organisten Professor Willibald Bezler damit, auf einer CD die Musik dieses süddeutschen Meisters vorzustellen. Ausgewählt wurde dafür die Orgel der Abteikirche Neresheim, die dort durch Johann Nepomuk Holzhey in den Jahren 1794 bis 1797 errichtet worden ist. Es ist das größte Orgelwerk, dass dieser schwäbische Orgelbauer je geschaffen hat - und es ist in hörbar exzellentem Zustand.
Um deutlich zu machen, wie individuell Bühlers musikalische Hand- schrift ist, und wie erstaunlich seine Klangvorstellungen bereits die Romantik vorwegnehmen, hat Bezler zwischen die Galanteriestücke und die - sehr hübschen - Pastorellen des Komponisten Toccaten eines anderen Komponisten aus der Region eingefügt: Johannes Justus Will (1675 bis 1747), bekannter als Pater Justinus, gehörte der Vorgängergeneration an, und schrieb noch "richtige" Barockmusik. Diese Kombination sorgt einerseits für einen gewissen Kontrast. Andererseits macht sie deutlich, wie groß der Schritt ist, den Bühler gewagt hat.
In der Zusammenstellung dieser Raritäten erweist sich Bezler als ein Kenner der musikalischen Landschaft. Und die CD zeigt ihn als einen großartigen Organisten. Schade nur, dass sie nach 47 Minuten schon zu Ende ist.
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