"Fürst und Herzog aller Orchester", so priesen seine Zeitgenossen Giacomo Antonio Perti (1661 bis 1756). Seine musikalische Ausbil- dung erhielt er bei seinem Onkel Lorenzo Perti, bei Petronio Fran- ceschini und Giuseppe Corsi da Celano, der möglicherweise zu den Schülern von Giacomo Carissimi gehörte.
Nach ersten Erfolgen als Kompo- nist von Oratorien und Opern wurde er 1690 Nachfolger seines Onkels als Kapellmeister der Kathedrale San Pietro und 1696 der Kollegialkirche San Petronio in Bologna. Außerdem leitete er etliche Jahre lang die berühmte Accademia Filarmonica, deren Mitglied er seit 1681 war. Sie feierte alljährlich mit einem prunkvollen, von Musik dominierten Gottes- dienst das Fest des Heiligen Antonius, ihres Schutzherrn. 1687 schuf Perti dafür die Messa a 12 für zwölf Solisten, drei Chöre, Streicher und Basso continuo.
Sie wurde im Jahre 2006 erneut in San Petronio aufgeführt. Die über 120 Mitwirkenden wurden dafür auf dem Chor der Basilika platziert, wie dies zu Pertis Zeiten üblich war, was durch zeitgenössische Drucke belegt ist. Und weil eine solche Menge an Musikern, die Erfahrungen mit der Aufführung solcher Werke haben, nur selten zusammenkommt, wurden auch noch zwei weitere wichtige Stücke aufgezeichnet - Pertis doppelchörige Motette Plaudite mortales, die er 1678 als Siebzehnjähriger komponiert hat, und das ebenfalls dreichörige Laudate Dominum, das Giovanni Paolo Colonna 1672 ge- schaffen hat. Es gehört ebenso zu den raren Zeugnissen der mehr- chörigen Musizierpraxis aus Bologna. Dieses Programm wird ergänzt durch eine Sinfonia Avanti la Serenata von Perti.
An dem Projekt wirkten mit die Erzbischöfliche Musikkapelle der Basilika San Petronio, das Vokalensemble Color Temporis und das Collegium Musicum Almae Matris aus Bologna unter der Leitung des Kapellmeisters der Basilika, Michele Vannelli. Und man muss dem Label Dynamic dafür danken, dass es diese zauberhafte Musik aufge- zeichnet hat. Das war mit Sicherheit kein einfaches Unterfangen; doch der Mitschnitt ist hervorragend gelungen, und verschafft einen aus- gezeichneten akustischen Eindruck.
Das Konzert muss wirklich ein Ereignis gewesen sein. Denn Petris Musik ist - bei aller Vielstimmigkeit - stets glasklar durchhörbar. Sie zeugt, ebenso wie das Laudate Dominum von Colonna, von einem geradezu atemberaubend souveränen Umgang mit dem Kontrapunkt, und entfaltet, dem Anlass angemessen, eine sagenhafte Klangpracht.
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