Das Ensemble Concerto Grosso Berlin legt bei Berlin Classics seine Debüt-CD vor: A Cavalier's Tour vollzieht eine Bildungsreise durch Europa nach, wie sie zur Zeit des Barock nicht mehr nur für Adlige, sondern zunehmend auch für die Söhne wohlhabender Stadtbürger und auch für Künstler zum Pflicht- programm gehörte. Man nahm die Unbequemlichkeiten einer solchen Kavalierstour auf sich, um fremde Länder, fremde Sprachen und fremde Sitten kennenzulernen - und Verbindungen zu knüpfen, die man im Zeitalter der Fußwanderungen und der Postkutsche nicht ohne weiteres erwartet hätte.
Uns verrät die Musik auf dieser CD, dass selbst Musiker damals viel und weit reisten. So waren sie miteinander oft gut bekannt, und tauschten Noten, Ideen und mitunter auch Sticheleien aus. Die Ent- wicklung der Musik europaweit hat dieser Kreuz-und-Quer-Transfer sehr befördert. Auf diese Weise kamen beispielsweise Werke des Wiener Hofkompositeurs Johann Joseph Fux in die Musikaliensamm- lung des Dresdner Violinvirtuosen Pisendel. Georg Philipp Telemann, der selbst eifrig Kopien sammelte und verschickte, kombinierte Elemente der polnischen, französischen, italienischen und deutschen Musik. Damit war er keineswegs allein - selbst Preußens Hofflötist Johann Joachim Quantz begeisterte sich für diesen "vermischten" Stil, den er als eine "künstliche Sprache" ansah, die in ganz Europa ver- standen wird.
Folgen wir also dem Concerto Grosso Berlin auf eine musikalische Reise durch das Europa der Händel-Zeit. Das Ensemble musiziert historisch informiert, aber nicht museal, sondern frisch und lebendig. Besetzung und das Instrumentarium werden jeweils dem Repertoire angepasst. Das klingt sehr erfreulich - und als Zugabe gibt's eine wundervolle Ariette von Jean Philippe Rameau, gesungen von der jungen Hallenser Sopranistin Marie Friederike Schöder.
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