Donnerstag, 12. Juli 2012

Devienne: Sonatas for Oboe and Basso continuo / Sonatas for Basson and Basso continuo (MDG)

Die Musik von Francois Devienne (1759 bis 1803) gehört zu meinen persönlichen Favoriten, seit ich zu ersten Mal Werke dieses Kompo- nisten im Flötenunterricht gespielt habe. Sie klingen immer gut, er- freuen mit einem Feuerwerk an musikalischen Ideen, stellen aber - wie man beim Anhören dieser CD umgehend bemerkt - technisch ge- legentlich gewisse Anforderungen. 
Der Musiker kam als eines von vielen Kindern eines Sattlers in der französischen Kleinstadt Joinville zur Welt. Ein Bruder lehrte ihn schon früh, verschiedene Instrumente zu spielen. Diesen Unterricht ergänzte dann der örtliche Organist. Seine Ausbildung setzte Devienne von 1776 bis 1778 am Hof von Zweibrücken bei seinem Paten Francois Memmi fort. 
1779 erhielt er eine Stelle als Fagottist an der Pariser Oper, und er nahm Flötenunterricht bei Félix Rault, dem Ersten Flötisten des renommierten Orchesters. Von 1780 bis 1785 stand Devienne als Kammermusiker im Dienste des Kardinals de Rohan. 1780 gab er mit einem eigenen Konzert sein Debüt als Flötist bei den Concerts Spiri- tuels. Dort stellte er auch in den darauffolgenden Jahren mit großem Erfolg immer wieder eigene Werke vor. 1791 wurde Devienne Erster Flötist der Pariser Oper. Berühmt wurde er durch seine Opern; er komponierte insgesamt zwölf Opern sowie acht Sinfonien concertan- te, 14 Flötenkonzerte, fünf Fagottkonzerte, dazu etliche Werke für Bläserensembles und sehr viel Kammermusik. 
Auch als Musikpädagoge war Devienne sehr gefragt; er unterrichtete an der Musikschule der Garde Nationale, die 1795 den Namen Con- servatoire de musique erhielt. Für seine Schüler schrieb er ein be- deutendes Unterrichtswerk, die Nouvelle Méthode théorique et pratique pour la flûte. Doch der Musiker hatte wenig Gelegenheit, seinen Ruhm zu genießen. 1803 wurde Devienne als Patient in die Nervenklinik von Charenton gebracht, wo er wenig später starb.
In seinen Werken spürt man Vorbilder wie Haydn, Stamitz und Mo- zart, Einflüsse, die Devienne in die französische Tradition integriert hat. Seine Werke sind stets elegant, graziös, ja, tänzerisch und voll Anmut. Sie geben sich schlicht - doch schaut man genauer hin, so erweist sich, wie enorm kunstvoll diese Stücke gestaltet wurden. Auf dieser Doppel-CD sind die sechs Sonaten für Oboe op. 70 und 71 versammelt, sowie drei der Sonaten für Fagott op. 24. Sie sind musi- kalisch außerordentlich abwechslungsreich und zudem technisch anspruchsvoll. Obwohl Devienne formal die "alte" Besetzung mit Solo-Instrument und Basso continuo wählte, sind diese Werke nur noch scheinbar "empfindsam". Sie überraschen durch kühne harmonische Lösungen und einen ausgeprägten, ganz persönlichen Stil. 
Ingo Goritzki, Oboe, und Sergio Azzolini, Fagott, präsentieren diese hübschen, aber auch virtuosen Werke mit offenkundiger Spielfreude. Den Continuo-Part übernehmen Musiker des Ensembles Villa Musica. Zu hören sind Diego Cantalupi, Laute, Ilze Grudule, Violoncello, Sergio Azzolini und Ai Ikeda, Fagott, sowie Kristian Nyquist am Hammerklavier. Über die Qualität dieser Aufnahmen muss man weiter nichts sagen - der Name Dabringhaus und Grimm steht hier einmal mehr für exzellente Einspielungen mit herausragenden Musikern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen