Donnerstag, 26. Juli 2012

Kraus: Viola Concertos (Ondine)

Die drei Bratschenkonzerte auf dieser CD sind 1787 bei Breitkopf als Werke des Benediktiners Pater Romanus Hoffstetter erschienen. Als es vor einigen Jahren Kontro- versen um die Autorschaft eines seiner Streichquartette gab, wur- den auch die Manuskripte anderer Werke zu Rate gezogen. Dabei stellte Bertil van Boer fest, dass die Handschrift der Kopie des Konzer- tes, das sich noch heute in den Breitkopf-Beständen befindet, nicht die Hoffstetters ist, sondern vielmehr die seines Freundes Joseph Martin Kraus (1756 bis 1792). Über seinen Lebensweg wurde in diesem Blog bereits im Mai ausführ- lich berichtet. 
Eine nähere Untersuchung ergab, dass von Hoffstetter nirgends eine Solopartie für die Viola überliefert ist. Kraus hingegen, ein ausgebil- deter und offenbar auch sehr talentierter Geiger, scheint die Bratsche bevorzugt zu haben. Sie war das einzige Streichinstrument, das sich in seinem Nachlass fand. Und in seinen Werken hat er der Bratsche häu- fig ausgesprochen virtuose Aufgaben anvertraut. 
Die Untersuchung stellte zudem fest, dass alle drei überlieferten Kon- zerte für die Viola Kraus' bekanntem Violinkonzert sehr ähnlich sind. Im Schaffen Hoffstetters hingegen fand sich nichts Vergleichbares. Aus diesem Grunde geht die Musikwissenschaft nunmehr davon aus, dass die drei Konzerte Kraus zuzuschreiben sind. 
Nun hat sie David Aaron Carpenter gemeinsam mit dem Ensemble Tapiola Sinfonietta für das Label Ondine eingespielt. Bei dem dritten Konzert auf der CD, dem Concerto in G-Dur VB 153a handelt es sich um ein Konzert für Viola, Violoncello und Orchester; am Violoncello ist hier Riitta Pesola zu hören. Es sind durchweg Werke, die sich durch Eleganz und Charme empfehlen. Bei aller Virtuosität stehen schöne, ausgewogene Melodien immer im Vordergrund, wobei Kraus sich zugleich als Meister darin zeigt, mit Hilfe gekonnter harmonischer Wendungen Langeweile zu vermeiden. Eine gelungene Aufnahme, die ich sehr empfehlen kann. Wer Mozart oder Haydn mag, wird auch an Kraus ganz sicher Gefallen finden. 

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