Donnerstag, 26. Juli 2012

Pepusch: Concertos and Ouvertures for London (Ramée)

Johann Christoph Pepusch (1667 bis 1752) war der Sohn eines Ber- liner Pfarrers. Über seine Kindheit und Jugend ist ansonsten wenig bekannt. Auch über seine Ausbil- dung wissen wir nichts. 
Wann und warum er aus Preußen nach England ging, lässt sich ebenfalls wohl nicht mehr heraus- finden. Fakt ist: Dort tauchte er zu Beginn des 18. Jahrhunderts auf - und war binnen kürzester Frist hoch angesehen und als Komponist insbesondere von Instrumentalmusik weithin bekannt.
Pepusch galt als enorm gelehrt, und wurde 1713 in Oxford zum Dok- tor der Musik promoviert. Er war Mitbegründer der Academy of Ancient Music, engagierte sich sehr für die Pflege musikalischer Traditionen und besaß eine legendäre Musikaliensammlung. Bekannt ist er uns heute nur noch im Zusammenhang mit The Beggar's Opera, für die er die Ouvertüre und Continuo-Stimmen für die Lieder ge- schrieben hat. In diesem Stück verspottete John Gay 1728 sowohl die italienische Oper als auch etliche Politiker. Es war ein großer Erfolg, doch das Theater scheint für Pepusch eher deshalb interessant ge- wesen zu sein, weil es ihm eine Bühne für seine Konzerte bot.
Es ist erstaunlich, aber diese Werke schlummern bis zum heutigen Tage, verstreut über halb Europa, in Archiven. "Abgesehen von der Ouvertüre zu The Beggar's Opera ist bis zum Zeitpunkt dieser Auf- nahme keines seiner anderen Stücke jemals eingespielt worden", wundert sich Robert G. Rawson. Er hat nach den Handschriften das Aufführungsmaterial für diese Aufnahme erarbeitet. Der Kontra- bassist hatte 2006 gemeinsam mit dem Geiger Ben Samson und dem Cembalisten Deviad Wright The Harmonious Society of Tickle-Fiddle Gentlemen gegründet, um solchen Raritäten wieder den Weg zurück auf die Konzertbühne zu bahnen. Und mit diesem Ensemble hat er nun bei dem audiophilen Label Ramée außer dieser Ouvertüre noch die zu Venus and Adonis sowie sechs Konzerte des Komponisten der Öffentlichkeit erstmals wieder vorgestellt.
Das lohnt sich: Es sind ideen- und abwechslungsreiche Werke, teil- weise in der Form des dreisätzigen italienischen Konzertes, teils viersätzig und mitunter auch als Concerto grosso mit fünf Sätzen gestaltet. Die konzertierenden Instrumente wechseln; Pepusch soll sogar ein Konzert geschrieben haben, bei dem Pauken den Solopart übernehmen - es ist auf dieser CD aber nicht zu hören. Doch auch Oboe, Violine, Trompete sowie Cello und Fagott sorgen, jeweils in Kombination mit Streichern und Basso continuo, für farbenreiche Klänge. Der Leser denke sich eine Kreuzung zwischen Vivaldi und Händel. Die Musiker zeigen sich spielfreudig und versiert, ihnen zu lauschen, ist ein ausgesprochenes Vergnügen. Herzlichen Dank an Rainer Arndt, der hier mit seinem Label Ramée erneut ein Herzblut-Projekt verwirklicht hat - und, bitte, mehr davon!

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