Als der Musikwissenschaftler Al- berto Gentili einst die verfügbaren Handschriften Antonio Vivaldis auflistete, stellte man erstaunt fest, dass der Komponist, den man eigentlich nur als unermüdlichen Schöpfer von Instrumentalmusik kannte, auch etliche Opern ge- schrieben hat. Doch von einigen sind nur Libretti überliefert. Noch vor wenigen Jahren gehörte auch Argippo dazu - eine von sechs Opern, die Vivaldi für das Sporck-Theater in Prag geschaffen hat.
Die Musik dieser Oper aus dem Jahre 1730 galt als verschollen, bis 2006 der tschechische Dirigent Ondrej Macek im Privatarchiv der Familie Thurn und Taxis in Regensburg etwa die Hälfte der Arien entdeckte. Daraufhin ergänzte er das Werk, indem er Arien aus ande- ren Opern Vivaldis übernahm, die sowohl vom Metrum als auch dem Charakter nach passten und in demselben Zeitraum entstanden waren. Die Rezitative wurden neu komponiert. In dieser Form erklang das Werk dann 2008 erstmals wieder in Prag.
Die Handlung ist ziemlich albern; es geht um eine Frau, die von einem verschmähten Liebhaber ausgetrickst wird. Bei einem Stelldichein in dunklem Versteck verliert sie ihre Unschuld - an den falschen Mann. Der eigentlich Geliebte, der von allem aber nichts weiß, reist zurück in die Heimat, und heiratet dort eine andere. Das wäre schlicht Pech - doch Zanaida, die derart Betrogene, ist die Tochter des Großmoguls. So sind einige Verwicklungen garantiert, während die Geschichte schrittweise herauskommt. Das gibt Anlass zu etlichen hochvirtuosen Arien. Und weil es sich um eine Oper handelt, gibt es selbstverständ- lich ein Happy End.
Der vorliegende Mitschnitt aus dem Teatro Goldoni in Venedig ent- stand 2008 im Rahmen des Festivals I Luoghi di Baldassare. Die Hof- musici, wie sich die 1991 von Ondrej gegründete Cappella Accade- mica Prag heute nennt, spielen wacker auf. Leider sind die Sänger den horrenden Anforderungen der Partien zum sehr überwiegenden Teil nicht gewachsen. Ein Vibrato wie aus dem Ofenrohr beispielsweise passt beim besten Willen nicht zu dieser Art von Musik.
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