Der Sänger Peter Schreier und der Gitarrist Konrad Ragossnig haben 1986 in der Dresdner Lukaskirche für den VEB Deutsche Schallplatten eine Platte mit Volksliedern ein- gespielt, nun erhältlich bei Berlin Classics. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, wie man dieses Liedgut interpretieren kann, ohne sich in die Niederungen des Musikanten- stadls hinabzubegeben.
Schreier singt mit derselben Ernsthaftigkeit, mit der er auch "Kunstlieder" vortragen würde. Und Ragossnig spielt Gitarrenbegleitungen dazu, die von "volkstüm- lichem" Geklampf unendlich weit entfernt sind. Man würde allerdings gern erfahren, wer der Autor dieser Arrangements war - doch in dem lieblosen Faltblatt, das hier die Stelle eines Beiheftes vertritt, finden sich dazu keine Angaben.
Die Zusammenarbeit von Schreier und Ragossnig begann 1978, als sie bei den Salzburger Festspielen gemeinsam Die schöne Müllerin von Franz Schubert interpretierten. Den Liederzyklus, der ursprünglich durch das Pianoforte begleitet wurde, hatte bereits Schubert für Gitarre bearbeitet. Doch diese Version reichte an das Original nicht heran. Aus diesem Grunde haben die Gitarristen Konrad Ragossnig und John W. Duarte eine eigene Fassung geschrieben; auch sie wurde 1980 für die Schallplatte aufgezeichnet. Berlin Classics machte diese Aufnahme in der Edition Eterna wieder zugänglich. Sie anzuhören, ist durchaus lohnend. Denn die Gitarrenpartie ist höchst anspruchsvoll; das Spiel von Ragossnig lässt erahnen, wie dieser Zyklus einst ge- klungen haben mag, als er mit dem Wiener Hammerklavier und nicht mit dem Standard-Steinway begleitet wurde. Und auch Schreiers Liedgesang setzt Maßstäbe. So romantisch, so intim und so vollendet war Die Schöne Müllerin selten zu erleben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen