Von der ersten Sinfonie, mit der sich der junge Joseph Haydn seinem ersten Dienstherrn empfahl, bis hin zur Nr. 92, mit der sich der Komponist 1791 für die Verleihung der Ehrendoktorwürde bedankt haben soll und die deshalb den Beinamen Oxford erhielt, reichen die Werke, die Thomas Fey mit den Heidelberger Sinfonikern für die CD 15, 16 und 17 der Haydn-Gesamtaufnahme eingespielt hat. Zur Erinnerung: 104 Sinfonien umfasst das Werkverzeichnis des Komponisten; die letzte, auch London oder Salomon genannt, entstand 1795 anlässlich seiner zweiten England-Reise.
An diesen drei CD lässt sich die Entwicklung seines persönlichen Stils daher gut nachvollziehen. Wir erleben den 27jährigen Haydn, soeben angestellt als Kapellmeister des Grafen Karl Joseph Franz von Morzin - und dort steht ihm, der sich bisher mit kleinen Besetzungen zu bescheiden hatte, erstmals ein ganzes Orchester zur Verfügung. Wir erleben den erfahrenen Musiker, der erneut mit Formen experimen- tiert, und insbesondere den Kontrapunkt und Fugen in Fux' Manier von Grund auf studiert. Und wir lauschen dem gereiften Komponi- sten, der seinen Werken einen populären Anstrich gibt, aber mittlerweile im Umgang mit der Form so souverän ist, dass er sich Ohrwürmer ebenso entspannt leisten kann wie musikalische Scherze - und beides findet sich in Haydns Oeuvre zur Genüge, man muss nur hinhören.
Diese Lebenserfahrung, diese Reife, die der Komponist sich erarbeitet hat, die möchte man gern auch in der Interpretation wiederfinden. Und man muss leider bedauern: Fey ist so damit beschäftigt, "Papa Haydn" den Zopf abzuschneiden, dass diese Differenzierung zu kurz kommt. Mag der frische, beinahe ruppige Zugriff bei den frühen Sinfonien noch ganz achtbar funktionieren - bei Haydns Spätwerken bügelt Fey damit zuviel Details weg, und das ist schade.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen