Kantaten und Motetten zur Weih- nacht haben auch in Neapel Tradition. Zu den wichtigsten Kirchenkomponisten, die jemals in der Stadt am Fuße des Vesuvs wirkten, gehörte Francesco Durante (1684 bis 1755). Er war zugleich einer der führenden Musikpädagogen seiner Zeit. Zu seinen Schülern gehörten unter anderem Giovanni Paisiello, Giovanni Battista Pergolesi, Niccolò Piccinni - und viele andere. Obwohl Durante selbst nie eine Oper geschrieben hat, erscheint die lange Liste seiner Schüler beinahe wie das Who's who der neapolitanischen Oper.
Durante aber hat unbeirrt die Tradition der römischen Kirchenmusik in der Nachfolge Palestrinas weitergeführt. Seine Werke wurden in ganz Europa geschätzt. Sie erklangen in den Kathedralen der Nieder- lande ebenso wie in Böhmen oder am Dresdner Hof. Selbst Johann Sebastian Bach kopierte sich die Noten einer Messe des Komponisten. Aus unerfindlichen Gründen aber ist die Musik Durantes dann in Vergessenheit geraten.
Wer sich auf die Suche nach seinen Manuskripten begibt, der wird durchaus Überraschungen erleben. Die Kölner Akademie, geleitet von Michael Alexander Willens, hatte bereits im vergangenen Jahr auf einer gelungenen CD einige seiner Werke vorgestellt. In diesem Jahr haben die Musiker weitere Stücke herausgesucht, die ebenfalls einen Bezug zum Weihnachtsfest haben.
Das hat sich erneut gelohnt. Denn Durante beherrscht zwar die Konventionen, aber er verlässt sie auch sehr gern, und erzielt damit überwältigende Effekte. Man höre nur Cito Pastores, eine reizvolle Motette für vier Singstimmen, Streicher und Continuo-Orgel mit einem umwerfenden Eingangschor. Die Kölner Akademie musiziert schwungvoll, und erneut ist auch die Sängerriege, die an dieser Aufnahme mitgewirkt hat, sehr ordentlich besetzt. Zu hören sind Monica Piccinini, Christina Kühne, Ursula Eittinger, Alberto ter Doest und Thilo Dahlmann. Eine sehr gelungene weihnachtliche Festmusik - bravi!
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