Was für ein Gesindel, und das auf der Bühne der Pariser Opéra-Comique! Soldaten, Gassenjungen, Schmuggler, Zigeuner und Huren sind die Helden der Oper Carmen von Georges Bizet, ein brutaler Mord ist ihr Finale, und als sie 1875 uraufgeführt wurde, da bebte nicht nur die Kritik vor Empörung.
Drei Monate später war der Kom- ponist tot. Mehr als 4.000 Men- schen kamen zu seiner Beisetzung - und auf einmal rühmte man den Komponisten, dessen Werk zuvor durchgefallen war, als eines der größten französischen Talente. Und seine Oper Carmen erklang bald darauf in Wien, an der Hofoper. Sie wird noch immer viel gespielt - im vergangenen Jahr beispielsweise erklang sie zu den Osterfestspielen in Salzburg, mit einem illustren Solistenensemble, Chor und Kinderchor der Deutschen Staatsoper Berlin sowie den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle.
In der Berliner Philharmonie wurde in Anschluss daran im April 2012 diese Studio-Aufnahme aufgezeichnet. Sie ist durchaus hörenswert. Insbesondere Magdalena Kozená als Carmen und Jonas Kaufmann als Don José sind brillant; so intensiv und ausdrucksstark sind diese Partien selten zu hören. Der Sopran von Genia Kühmeier erscheint mir für eine Micaela allerdings zu mächtig, ein junges Mädchen vom Lande stellt man sich weniger dramatisch vor. Auch die kleineren Rollen, wie Escamillo, Zuniga, Moralès und die sonstigen sind solide besetzt.
Die Chöre sind ein Ereignis. Auch die Berliner Philharmoniker erweisen sich als ein interessantes Opernorchester - obwohl dieser Elite-Klangkörper, der es sich geleistet hat, den Salzburger Oster- festspielen die Zusammenarbeit für die Zukunft aufzukündigen, normalerweise keine Dienste im Graben schiebt. Das freilich ist bei der Staatskapelle Dresden anders. Man darf gespannt darauf sein, was die Nachfolger der Berliner in diesem Jahr in Salzburg leisten - ein Thielemann dürfte in jedem Falle eigene Akzente setzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen