Carl Martin Reinthaler (1822 bis 1896) wuchs in Erfurt auf. Dort leitete sein Vater das Martinsstift im Augustinerkloster, dessen Aufgabe die Versorgung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen war. Auch Carl Reinthaler studierte zunächst Theologie in Berlin, wandte sich aber zunehmend der Musik zu. 1858 ging er schließlich nach Bremen, wo er viele Jahre lang als Domorganist, Leiter des Dom- chores und der Singakademie sowie als städtischer Musikdirektor das Musikleben prägte.
Das Register der Werke Reinthalers ist nicht allzu umfangreich. Bekannt ist in erster Linie sein Oratorium Jephta und seine Tochter. Doch auch Chormusik, Klavierlieder, einige wenige Instrumental- werke und zwei Opern hat Reinthaler komponiert. Inspiriert durch das Kleist-Jubiläum, das irrtümlicherweise 1876 begangen wurde, schuf Reinthaler nach einem Libretto des Bremer Autors Heinrich Bulthaupt seine zweite Oper Das Käthchen von Heilbronn. Damit gewann der Komponist den Wettbewerb um die Eröffnung des neuen Stadttheaters in Frankfurt am Main, wo dann 1881 die Uraufführung erfolgte. In den darauffolgenden Jahren übernahmen etliche Bühnen das Werk; in Bremen hielt es sich bis 1892 im Repertoire. Dann ver- schwand es aus dem Spielplan und dem Gedächtnis der Opernfreunde, bis das Theater Erfurt 2009 das Stück wiederentdeckte.
Ein Mitschnitt erschien bei cpo. Er macht allerdings auch deutlich, dass das "große historische Ritterschauspiel" nicht ganz zu Unrecht im Archiv verschwunden ist. Denn auch wenn Reinthaler ein Meister im Orchestrieren ist - dieses Werk ist deutsches Stadttheater, vom ersten bis zum letzten Ton und vom ersten bis zum letzten Wort. Die Auffüh- rung in Erfurt ist ebenfalls Stadttheater, was in diesem Falle kein Kompliment ist. Und so wird sich schon bald der Staub der Jahrhun- derte wieder über der rührseligen Geschichte sammeln. Das ist in diesem Falle wohl kein Verlust.
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