Sonntag, 22. September 2013

Why not? (Genuin)

„Wir wissen, was Sie denken: Warum um alles in der Welt muss man Tuba und Harfe in ein Duo packen? Wie soll denn das bitte funktionieren“, schreibt Andreas Martin Hofmeir im Beiheft zu dieser CD, die er gemeinsam mit seinem Duopartner Andreas Mildner eingespielt hat. Nun – es funktioniert so gut, dass der Tubist für seine Debüt-CD Uraufnahmen, erschienen ebenfalls bei dem Leipziger Label Genuin Classics, übernächste Woche als „Instru- mentalist des Jahres“ mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet wird. 
Auch wenn nicht alle Blütenträume reiften – „Statistisch gesehen ist nämlich die Harfe das Instrument mit dem höchsten Anteil an Spielerinnen, wenn Sie verstehen, was ich meine...“, berichtet Hofmeir über seine Motivation für die Wahl ausgerechnet dieses Duopartners – kann der Tubist eine geradezu atemberaubende Karriere vorweisen. Hofmeir studierte in Berlin, Stockholm und Hannover, und war Stipendiat der Orchesterakademien der Berliner und Münchner Philharmoniker. Er musizierte mit den Wiener Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, den Bamberger Symphonikern , dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks und dem Bayerischen Staatsorchester sowie von 2004 bis 2008 als Solotubist im Bruckner-Orchester Linz. Seit 2006 lehrt er am Mozarteum in Salzburg, wo er 2010 zum Universitätsprofessor berufen wurde. 
2005 erhielt Hofmeir den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs – als erster Tubist überhaupt. Und als Preisträger nahm er an dem Förderprojekt „Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler“ teil. „Diese Auswahl hat zum Ziel, die besten Musiker zu verschiedenen Kammermusikformationen zusammenzuführen und bei ihren Konzerten zu unterstützen“, erläutert Hofmeir. „Erst sollte ich mit einem Posaunisten verkuppelt werden, aber der Blick auf die Liste verriet mir doch, dass dort auch vier nette Harfenistinnen geführt wurden. Und so kramte ich die alten Stücke wieder heraus und stellte den kühnen Antrag für ein Tuba-Harfen-Duo. Natürlich nicht ahnend, dass mir der einzige männliche Harfenist zugelost wurde. Wobei fairerweise gesagt werden muss, dass Herrn Mildners Schreck noch viel größer war“, meint der Tubist. Denn die beiden Musiker kannten sich bereits vom Wettbewerbsfinale, „weil irgendein Mensch mit viel Humor uns da in das gleiche Stimmzimmer gesteckt hatte, wo sich Herr Mildner mittels Konzentrationsübungen auf den Auftritt vorbereitete und ich mich mittels eines Döner Kebabs“ – wofür sich Hofmeir offensichtlich erfolgreich entschuldigt hat. 
Die beiden Musiker, die kürzlich bei Genuin ihre zweite CD veröffentlicht haben, harmonieren trotz allen Gefrotzels ziemlich gut miteinander. Das gilt auch für die beiden Instrumente, die bei allen Unterschieden erstaunlich gut miteinander klingen. Man staunt insbesondere, was für sanfte Töne Andreas Martin Hofmeir dem riesigen Blasintrument entlockt, wie wandlungsfähig und nuancen- reich doch der Klang einer Tuba sein kann. 
Hofmeir und Mildner stellen Originalwerke der zeitgenössischen Komponisten Jörg Duda und Gisbert Näther vor. Komplettiert wird dieses Programm durch handverlesene ältere Einzelstücke. Sehr erheiternd ist L'Apres-Midi d'une Crocodille, eine Debussy-Parodie von Quinto Maganini (1897 bis 1974). Hofmeir wagt sich an eine Fantasie, die Georg Philipp Telemann seinerzeit für Flöte solo geschrieben hat, Mildner spielt solistisch Deux Divertissements von André Caplet (18878 bis 1925). Außerdem erklingen zwei Melodien von Astor Piazzolla, und als Finale gibt’s die berühmte Méditation aus der Feder von Jules Massenet (1842 bis 1912). Wie ein solcher Geigen-Ohrwurm auf der Tuba klingt? Unbedingt reinhören – es lohnt sich! 

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