„Membra Jesu Nostri (BuxWV 75), ein Werk, das Buxtehude für seinen ,amico', den Kapellmeister Gustav Düben in Stockholm komponierte, war um 1980 fast unbekannt. Heute ist das anders – es gibt mehrere Aufnahmen des Werkes“, schreibt Ton Koopman. Er selbst hat soeben gemeinsam mit dem Amsterdam Baroque Orchestra und dem Amsterdam Baroque Choir eine Gesamteinspielung sämtlicher derzeit bekannter Vokal- und Instrumentalwerke Dieterich Buxtehudes (1637 bis 1707) abgeschlossen. „Es war schon etwas Besonderes, so viele nie oder selten aufgeführte Werke zu studieren und aufzunehmen“, meint der Musiker. „Wir alle lernten viel dabei, vom Gebrauch des hohen Orgeltons bis zum Singen und Spielen in mitteltöniger Stimmung.“
Diese beiden CD sind sehr gelungen, auch wenn die Solisten nicht durchweg überzeugen können. An die komplexen Werke aber, die Buxtehude insbesondere auch für die Abendmusiken an der Lübecker Kirche St. Marien geschaffen hat, dürfte sich auch in Zukunft kaum ein Kantor heranwagen. Das liegt zum einen daran, dass Buxtehude selbst im Chor exzellente Sänger zur Verfügung standen – heute hingegen, im Zeitalter von DSDS, können die Kids üblicherweise kaum noch einen gerade Ton singen, geschweigen denn Noten lesen. Zum anderen beteiligten sich an den Abendmusiken die Stadtmusiker, versierte und hervorragend ausgebildete Instrumentalisten. „Alte“ Musik aber ist heute eine Angelegenheit weniger Spezialisten; im Studienprogramm von Berufsmusikern steht dieses Repertoire eher am Rande. Und obendrein steht Notenmaterial von Buxtehudes Werken nicht eben üppig bereit. So klingt es ein bisschen wie Pfeifen im Walde, wenn Koopman resümiert: „Sänger, Chordirigenten, Instrumentalisten: das ist nicht alles! Ich hoffe, dass viele diese Musik hören, studieren und aufführen. Buxtehude hat es verdient.“
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