Iwan Müller (1786 bis 1854) ver- danken wir, zumindest indirekt, bedeutende Klarinettenkonzerte. Denn der Virtuose, der schon als Teenager Mitglied der Hofkapelle des Zaren war, entwickelte das Instrument entscheidend weiter. Er verbesserte den Klappen- mechanismus, indem er die Löcher mit Leder anstatt Filz abdichtete, und stattete die Klarinette mit 13 Klappen aus. Diese Clarinette omnitonique beeindruckte Musikerkollegen wie Heinrich Baermann (1784 bis 1847) oder Johann Simon Hermstedt (1778 bis 1846) sehr; sie ließen sich ähnliche Exemplare bauen. Und Komponi- sten wie Weber und Spohr nutzten die neuen Klangmöglichkeiten in Werken, die bis heute zur Literatur gehören.
Müller reiste durch Europa, er konzertierte und präsentierte sein Instrument. Dafür schrieb er sich auch Musik, die seinerzeit spektakulär war – wie ein Klarinettenquartett, das die Tonart e-Moll verwendet. Es wäre auf einem herkömmlichen Instrument damals wohl nicht spielbar gewesen. Auch in seiner Salonmusik im Belcanto-Stil nutzte Müller die neuen Möglichkeiten aus. Sein heute noch bekanntestes Stück heißt Souvenir de Dobbéran. Entstanden ist es im Sommer 1824 in Bad Doberan, seinerzeit Europas führendes Heil- und Seebad. Es ist ein Stück voll Licht, Luft und Seligkeit – eben ganz Sommerfrische; außerdem soll es die erste musikalische Ansichts- karte überhaupt sein.
Klarinettistin Friederike Roth musiziert gemeinsam mit dem Berolina Ensemble sowie dem Klarinettisten Wenzel Fuchs und, bei einigen Stücken, Erika le Roux am Klavier. Eine gelungene CD, die man rund- um genießen kann.
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