„It's me“, überschrieb Decca diese Zusammenstellung mit Arien, ge- sungen von Jonas Kaufmann. Der Tenor, der auf faktisch allen großen Opernbühnen dieser Welt zu Hause ist, hatte kürzlich seinen 45. Ge- burtstag – ein guter Anlass, wie das Label fand, für eine Jubiläumsedi- tion.
Vom Publikum und von der Kritik gleichermaßen gefeiert, erschließt sich der Sänger seit Jahren immer wieder neue Bereiche des Reper- toires. Davon legen die vier CD in dieser Box Zeugnis ab. Eine Neueinspielung freilich ist nicht dabei.
Gestartet ist Kaufmann als lyrischer Tenor. Sein erstes Arien-Album aus dem Jahre 2008, Romantic Arias mit dem Prager Philharmo- nischen Orchester unter Marco Armiliato, präsentiert ihn als José, Rodolfo, Max oder Alfredo. Glanzpunkte gibt es viele; hervorzuheben ist vielleicht der große Monolog von Berlioz' Faust. Das zweite Album von 2009, aufgenommen mit dem Mahler Chamber Orchestra unter Claudio Abbado, zeigt bereits, wie er sich neue Horizonte erschließt. Auf Sehnsucht steht der Tamino neben dem Florestan, und der Lohengrin neben einem wahrhaft heroischen Siegfried. Die dritte CD aus dem Jahre 2010, mit dem Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia Roma unter Antonio Pappano, ist ausschließlich dem italienischen Repertoire gewidmet. Die vierte aus dem Vorjahr gilt Werken von Richard Wagner; mitgewirkt hat hier das Orchester der Deutschen Oper Berlin unter Donald Runnicles. Sie wurde in diesem Blog übrigens bereits besprochen.
Folgt man den Aufnahmen, so wird man feststellen, dass sich Kauf- mann zunehmend dem Fach des Heldentenors annähert. Natürlich sind solche Abgrenzungen ohnehin nur Hilfsbegriffe, um die Entwick- lung einer Stimme zu beschreiben. Bei Kaufmann ist festzustellen, dass er über eine exzellente Technik verfügt – und seine Partien überaus intelligent auswählt und gestaltet. Wer den charismatischen Sänger als „the sexiest tenor alive“ oder „the hottest tenor on stage“ bezeichnet, der beweist damit nur, dass er besser sehen als hören kann. Denn Kaufmanns Stimme hat erstaunlich viele Facetten. Sie vereint tenoralen Glanz mit baritonaler Kraft und Wärme.
Der Sänger lässt sich allerdings nicht dazu verleiten, lediglich virtuos aufzutrumpfen. Bei Kaufmann sitzt jede einzelne Phrase perfekt; der Sänger achtet stets auf den Text, die jeweilige Figur, und darauf, was das Orchester spielt. Souverän formt er dann den Ton – und macht jede Partie zu einem Ereignis.
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