Die Lautten Compagney unter Wolf- gang Katschner hat gemeinsam mit dem Leipziger Vokalensemble Amarcord Monteverdis berühmte Marienvesper eingespielt. Grundlage für diese Aufnahme bildete die neue kritische Ausgabe des Carus-Verla- ges, deren Herausgeber Uwe Wolf auch einen der Begleittexte für das Beiheft beigesteuert hat.
Die Sänger und Musiker um Katsch- ner haben sich für eine Gesamtauf- führung der Marienvesper ent- schieden – ohne den eigentlich damit verbundenen liturgischen Rahmen, und auch auf die in dem Sammeldruck von 1610 vorangestellte Sanctissi- mae Virgini Missa senis vocibus wird verzichtet. Diese Missa In illo tem- pore demonstriert eindrucksvoll die Fertigkeiten Monteverdis im „alten“ Stil, für Vespermusiken hingegen wurden üblicherweise modernere Aus- drucksmittel genutzt.
Um die Expressivität der fünf Vesper-Psalmvertonungen sowie der dazwi- schen placierten Concerti herauszustellen, kombiniert diese Aufnahme eine üppige Instrumentalbesetzung mit einem solistisch besetzten Sänger- ensemble. Es ist freilich noch immer kraftvoll genug, denn der Psalm Nisi dominus gibt mit seinen zehn Stimmen den Umfang dieser Sängergruppe vor. Die fünf Herren von Amarcord haben sich daher Verstärkung einge- laden; es sind dies Angelika Lenter und Hanna Zumsande, Sopran, David Erler und Stefan Kunath, Altus sowie Daniel Schreiber, Tenor. Die Gäste fügen sich hervorragend in den Ensembleklang ein.
Musiziert wird im hohen Stimmton bei 465 Hertz, was die Sänger nicht in Probleme bringt – wohl aber den Gesamtklang mitunter seltsam dünn und hell ausfallen lässt. Lauda sion und Magnificat sind eben doch vielleicht nicht umsonst in Chiavetten notiert. In Schwierigkeiten geraten die Sänger allerdings hörbar bei Nigra sum oder aber beim Duo Seraphim. Die Aus- zierung solcher Stücke ist eine große Herausforderung, und da überzeugt Amarcord nicht wirklich.
Auch die „frischen Tempi“, von vielen Rezensenten lobend erwähnt, finde ich nicht per se gelungen. Es ist ja nett, wenn die komplette Marienvesper auf eine CD passt. Aber Kontemplation benötigt auch Muße; Klang muss sich entwickeln, muss erblühen und seine Wirkung entfalten können. Geläufigkeit ist eben doch nicht alles.
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