David Popper (1843 bis 1913), Sohn eines Prager Synagogenkantors, erhielt seine Ausbildung am Prager Konservatorium bei dem Cellisten August Julius Goltermann. „Famoser Ton, große Technik“, so rühmte Hans von Bülow bereits den 21jährigen. Mit gerade einmal 25 wurde Popper Solo- cellist der Wiener Hofoper – und fünf Jahre später sah er sich gezwungen, diese Stelle wieder aufzugeben, weil der Dienst im Orchestergraben mit seinen solistischen Ambitionen nicht länger zu vereinbaren war.
Popper war aber nicht nur einer der bedeutenden Virtuosen seiner Zeit. Er hat obendrein das Repertoire für „sein“ Instrument um diverse Kompositionen bereichert – darunter nicht nur vier Konzerte und diverse Etüdenbände, sondern auch Miniaturen, wie Gavotten, Polonaisen und dergleichen. Und er hat über seine Schüler und Enkelschüler, die teilweise selbst großartige Lehrer wurden, Generationen von Cellisten mit geprägt. Denn ab 1896 unterrichtete Popper als Professor an dem von Franz Liszt gegründeten Konservatorium in Budapest. Gefeiert wurde er übrigens auch als Kammermusiker, zunächst als Mitglied im Hellmesberger-Quartett, und später dann mit dem Hubay-Popper-Quartett, das er in Budapest gemeinsam mit dem Violinisten Jenö Hubay gründete.
Die ersten drei der vier Violoncello-Konzerte von David Popper hat Wen-Sinn Yang 2011 gemeinsam mit dem WDR Funkhausorchester Köln unter Leitung von Niklas Willén eingespielt; sie sind kürzlich als CD bei cpo erschienen. Es ist frappierend, wie stark die zunehmende Erfahrung Poppers seine musikalische Handschrift geprägt hat. Das erste Konzert
op. 8, entstanden noch während seiner Tätigkeit an der Wiener Hofoper, ist zwar von hohem Anspruch, aber es wirkt auch mitunter etwas akade- misch – es handele sich um einen „typischen Fall von jugendlichem Leichtsinn“ zitiert das Programmheft den Solisten der vorliegenden Aufnahme. Wen-Sinn Yang gelingt es aber im Zusammenspiel mit dem WDR Funkhausorchester, dieses Jugendwerk so spannend zu inter- pretieren, dass man seine Längen gar nicht bemerkt. Technische Klippen scheinen für den Cellisten ohnehin nicht zu existieren. Yangs Ton ist wundervoll, und seine Phrasierung ist schlicht grandios.
Dem zweiten Konzert Poppers, op. 24 aus dem Jahre 1880, hört man seine Erfahrung als reisender Virtuose bereits an. Es ist längst nicht mehr so brav; auch Yang zeigt hier Temperament und Sinn für Dramatik. Das dritte Konzert op. 59 aus dem Jahre 1888 ist wesentlich kürzer. Es wird vermutet, dass es für einen privaten Anlass entstanden ist, zumal das Orchester etwas kleiner besetzt ist. Doch auch dieses eher kompakte Werk beein- druckt mit Schwung und mit schönen Melodien. Es ist umso erstaunlicher, dass Poppers Konzerte im Konzertbetrieb heutzutage eigentlich gar keine Rolle spielen. Vielleicht kann diese gelungene Einspielung daran ja etwas ändern.
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