„Vielleicht hat er das Klavier gewählt, weil es ein Instrument ist, wo man auch für sich singen kann“, sinniert Lars Vogt über Frédéric Chopin. „Wenn man das vokal machen würde, müsste man immer etwas nach außen singen. Das Klavier ist vielleicht sogar noch einen Schritt intimer.“ Lars Vogt, Pianist, Professor für Klavier an der Musikhochschule Hannover, Dirigent und zudem künstlerischer Leiter des Kammermusikfestes „Spannungen“ in der Eifel, hat sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt, und Musik des polnisch-französischen Komponisten eingespielt. Es ist, meint der Pianist, nicht in erster Linie virtuose, sondern emotionale Musik. Und so bemüht sich Vogt weniger darum, Strukturen aufzuzeigen: „Es ist schon toll, sich in den Sog dieser Musik voll reinzugeben, durchaus auch darin zu zerfließen, dieses Gefühl ganz zuzulassen“, erläutert der Musiker in einem Interview im Beiheft. „Sich wirklich in absinkende Phrasen hineinzugeben und die Aufschwünge auch ganz persönlich zu erleben. Man muss sich identifizieren. Nicht zuviel Distanz!“
Mit Verlaub, aber hier scheint mir der Künstler im Irrtum. Denn der Musiker ist, wenn er an sein Instrument tritt, eher ein Medium, ein Vermittler; das Gefühl soll beim Publikum entstehen. Poesie aber erwächst aus Präzision, aus tiefgründiger Analyse, Überlegung und aus exakt austarierter Interpretation. Vogts Chopin ist zwar gefühlig, aber leider kein bisschen poetisch. Und das ist wirklich schade.
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