Stepan Simonian spielt die Toccaten BWV 910-916. Sie gelten als Jugend- werke von Johann Sebastian Bach; er soll sie um sein 20. Lebensjahr herum geschrieben haben. Zu hören sind sie eher selten. Das liegt nicht zuletzt daran, dasss einige Experten diese Clavier-Toccaten für minder- wertig halten, denn dem jungen Bach ging es weniger um kontrapunktische Perfektion als um Kontraste.
In seinen Toccaten präsentierte er sowohl Virtuosität als auch Gelehr- samkeit. Rasante Läufe und üppiges Passagenwerk, Herausforderungen an die Fingerfertigkeit, stehen neben Ariosi, in denen ein Musiker seine Fähigkeit zum ausdrucksstarken Spiel demonstrieren kann. Mehr oder weniger umfangreiche Fugen verlangen zudem die Fähigkeit, Strukturen zu analysieren und hörbar zu machen.
Insofern haben die sieben Clavier-Toccaten eigentlich alles, was einen Pianisten oder aber Cembalisten begeistern sollte. Simonian hat Bachs Werke auf einem modernen Konzertflügel eingespielt. Der Pianist, ausgebildet am Moskauer Konservatorium sowie an der Hamburger Musikhochschule, betont einerseits den Improvisationscharakter dieser Musikstücke. Andererseits spielt er diszipliniert, und hütet sich vor Übertreibungen. Mit Sorgfalt gestaltet er jedes Detail, er spürt den Affekten nach und spielt mit Klangfarben. Das klingt wirklich hinreißend, und wer schon immer einmal in die Werkstatt eines Komponisten hineinlauschen wollte – hier bietet sich die Gelegenheit dazu. Denn Simonian macht in seinem achtsamen Klavierspiel auch Perspektiven deutlich. Mehr als einmal überrascht er mit Anklängen an die berühmten Orgeltoccaten Bachs.
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