Donnerstag, 16. April 2015

Byrd: Infelix ego (Phi)

Die dritte CD mit Chorrepertoire aus der Zeit der Renaissance, die Philippe Herreweghe bei seinem Label Phi vorgelegt hat, ist William Byrd (um 1540-1623) gewidmet. Der Komponist wirkte, ebenso wie Thomas Tallis, der möglicherweise sein Lehrer gewesen ist, als Organist an der Chapel Royal. Mit der anglikanischen Kirche konnte Byrd allerdings wenig anfangen; er selbst blieb zeitlebens Katholik und schrieb, neben Werken für den anglikanischen Gottesdienst, auch eine Vielzahl von Musikstücken entsprechend der katholischen Liturgie. Er veröffentlichte sie auch, was ziemlich kühn war, da Katholiken damals in England verfolgt und für die Missachtung des staatlich verordne- ten rechten Glaubens mitunter hart bestraft wurden. 
Mit dem Collegium Vocale Gent hat Herreweghe neben der fünfstimmigen Messe auch einige Motetten dieses bedeutenden Meisters der späten Tudor-Zeit eingespielt. Byrds Musik wurde zudem durch je ein Werk von Alfonso Ferrabosco und Philippe de Monte ergänzt. Auch diese beiden Musiker wirkten zeitweise in England bei Hofe; es gibt gute Gründe dafür, anzunehmen, dass Byrd beide kannte. 
Den Mittelpunkt dieser CD bildet Byrds berühmte Motette Infelix ego. Der Text ist eine Meditation über Psalm 51, verfasst von dem Dominikaner Girolamo Savonarola (1452 bis 1498) kurz vor seiner Hinrichtung. Der Prediger hatte seinerzeit die Medici aus Florenz vertrieben und dort ein grausiges, rigoros frommes Regime zu errichten versucht. Er ist damit gescheitert – und wurde als Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Diesen Text dürfte Byrd wohl kaum zufällig gewählt haben; seine Verto- nung ist ein Meisterwerk, das man unbedingt kennen sollte. Und das Collegium Vocale Gent singt exzellent. Es ist faszinierend, wie sehr sich die Sängerinnen und Sänger sogar auf den typisch englischen Chorklang einstellen. Bravi! 

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