Luigi Gerosa, ein auf die Musik der Wiener Klassik des 18. Jahrhunderts spezialisierter Pianist, hat nun bei Dynamic seiner zweite CD mit Werken von Friedrich Kalkbrenner (1785 bis 1849) vorgelegt. Damit macht er die drei Klaviersonaten op. 4 in Weltersteinspielung zugänglich. Musikhistorisch ist dies durchaus interessant, denn Kalkbrenner, Sohn von Christian Kalkbrenner (1755 bis 1806), Kapellmeister der preußischen Königin, war einer der ersten Klaviervirtuosen. Seine Ausbildung begann er bei seinem Vater. 1798 schrieb er sich am Pariser Konservatorium ein, wo er bei Louis Adam studierte. 1802 ging er nach Wien, wo er seine Ausbildung komplettierte. Ab 1805 begann er, zu konzertieren – und er hatte rasch großen Erfolg. Von 1814 bis 1823 lebte Kalkbrenner in England, wo er sehr geschätzt wurde. Er spielte Konzerte, gab Unterricht und veröffentlichte seine ersten Werke. Nach Konzertreisen durch Deutschland und Österreich ließ sich der Pianist schießlich 1824 in Paris nieder, und zog sich weitgehend ins Privatleben zurück. Kalkbrenner war sehr vermögend, und er hatte zudem eine Tochter aus bestem Hause geheiratet. 1849 starb er in Enghien-les-Bains an der Cholera.
Kalkbrenner sah sich in einer Reihe mit Haydn, Mozart und Beethoven. Diese Aufnahme allerdings zeigt, dass er offenbar zwar grandios Klavier gespielt hat, aber zumindest in seinen frühen Sonaten außer einer Aneinanderreihung von pianistischen Turnübungen wenig zustande brachte. Was jedoch nützen Höchstschwierigkeiten, wenn es an musikalischer Substanz mangelt. Und so plagt sich der Zuhörer mit einer Wiederholung und noch einer Wiederholung. Gegen dieses Geklimper ist jede Beethoven-Sonate vom ersten bis zum letzten Ton eine Offenbarung. Dass man Kalkbrenners Musik heute nicht mehr spielt, das hat, denke ich, schon seinen Grund.
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