Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847) war nicht nur ein höchst begabter Komponist und versierter Kapellmeister. Er spielte selbst virtuos Klavier, und exzellent Orgel. Drei Jahre lang erhielt er als Jugendlicher Orgelunterricht bei August Wilhelm Bach, dem Organisten der Berliner Marienkirche.
Auf ausgedehnten Reisen durch Europa spielte Mendelssohn sehr viele Instrumente und lernte nebenbei die Kirchenmusik in den unterschied- lichen Regionen kennen. Nicht immer fand er erfreulich, was er erlebte; in seinen Briefen berichtet er davon. In England wurde er für sein Orgelspiel gefeiert. Dort sorgte er für einen regelrechten „Orgel-Boom“, und beeinflusste die Entwicklung der Orgelmusik nachhaltig. Obwohl er nicht besonders viel Orgelmusik komponiert hat, prägte Mendelssohn (neben Liszt, dessen Schüler beeindruckende Werke für die Orgel schufen) auch in Deutschland die Kirchenmusik stark.
Immer wieder spielte der junge Musiker Werke seines Idols Bach. Ihm eiferte Mendelssohn mit einer ganzen Reihe kontrapunktischer Präludien und Fugen nach – allerdings imitierte er den Meister nicht, sondern fand seinen eigenen Weg und seine ganz eigene, bemerkenswerte musikalische Handschrift. Sein Schaffen kulminiert in sechs virtuosen Sonaten für Orgel, die die klanglichen wie spieltechnischen Möglichkeiten des Instru- ments ausloten.
Giulio Piovani hat an zwei klanglich beeindruckenden norditalienischen Orgeln moderner Bauart – der Mascioni-Orgel von San Giovanni Evangelista in Alessandria, erbaut 2009, und der Sandri-Orgel der Wallfahrtskirche Maria Ausiliatrice in Aprica, vollendet 2013, als erster italienischer Organist das komplette Orgelwerk von Felix Mendelssohn Bartholdy eingespielt. Besonderen Wert legte Piovani dabei auf die kantablen Aspekte und darauf, die akkurate Kontrapunktik aufzuzeigen. Diese gelungene Gesamteinspielung aus italienischer Perspektive ist auf drei CD bei Brilliant Classics erschienen.
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