Donnerstag, 5. November 2015

Albrecht Mayer - Bach (Deutsche Grammophon)

Die Bach-Einspielungen von Albrecht Mayer, Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker und mehrfacher Echo-Klassik-Preisträger, sind nun gesammelt beim Label Deutsche Grammophon auf einem neuen Doppelalbum erschienen. Die beiden erfolgreichen Bach-Alben Lieder ohne Worte und Bach wurden bei dieser Gelegenheit durch weitere rekonstruierte Konzerte ergänzt, so dass der Hörer einen umfassenden Eindruck von den Werken bekommt, die Johann Sebastian Bach für die Oboe geschrieben hat – und oder vielmehr geschrieben haben könnte. 
Denn auch wenn der Thomaskantor das Instrument in vielen Kantaten eingesetzt und mit hinreißenden Soli bedacht hat, ist das eigentliche Repertoire, das der Komponist für die Oboe geschaffen hat, erstaunlich klein: „Es gibt viele Oboenkonzerte von Bach“, meint Mayer, „aber kein einziges verbrieftes, echt originales Oboenkonzert.“ Um noch mehr seiner Lieblingsmelodien spielen zu können, hat Mayer aber nicht nur auf rekonstruierte Konzerte zurückgegriffen, sondern darüber hinaus auch gemeinsam mit dem Arrangeur Andreas Tarkmann etliche zusätzliche Stücke für die Oboe bearbeitet, vor allem Arien und Choräle. „Unsere Maxime war, die Arrangements so zu gestalten, dass jemand, der das sogenannte Originalrepertoire von Bach nicht im Detail kennt, unsere Arrangements für authentisch und für original von Bach halten wird“, erklärt der Musiker im Beiheft. Ein gutes Beispiel dafür ist die Erbarme dich-Arie aus der Matthäus-Passion, wo Mayer auf der Oboe d'amore gemeinsam mit dem großartigen Nigel Kennedy, der den obligaten Violinpart übernommen hat, und der Sinfonia Varsovia musiziert. 
Die berühmte Sinfonia aus dem Weihnachtsoratorium wiederum hat der Oboist gemeinsam mit Beni Araki, Cembalo und Orgelpositiv, eingespielt – und mit der modernen Studiotechnik, die es dem Musiker ermöglicht, in Personalunion sämtliche Oboenparts zu übernehmen. Mayer musiziert hier mit Mayer, überaus harmonisch und absolut perfekt – was die Aufnahme aber fast schon in die Nähe des akustischen Zuckergusses bringt. Diese Doppel-CD bietet ohnehin eine Welle an Wohlklang, die man möglicherweise wohldosiert anhören sollte, um sie wirklich genießen zu können. Mayers alleweil runder, edler Ton und seine makellose Technik aber sind grandios. Und die Partner, die sich der Musiker für die jeweiligen Einspielungen gesucht hat, begleiten ihn lebendig und mit Einfühlungs- vermögen. Wer Freude an exzellent gespielter Oboenmusik hat, der wird diese Aufnahmen lieben.

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