„Das Bachische Collegium Musicum wird Morgen als dem 5. Sept. a.c.
im Zimmermannischen Garten vor dem Grimmischen Thore den hohen Geburts-Tag des Durchl. Chur-Prinzen von Sachsen mit einer solennen Musick von Nachmittag 4. bis 6. Uhr unterthänigst celebrieren“, kündigte 1733 die Leipziger Zeitun- gen an. Im Februar war August der Starke gestorben, und von seinem Nachfolger Friedrich August II. erhoffte Johann Sebastian Bach die Ernennung zum Hofkomponisten. Die Huldigungskantaten zum Geburtstag des – elfjährigen – Kurprinzen sowie der Gattin des Herrschers, Maria Josepha, waren daher Bestandteil einer Werbekampagne in eigener Sache – und Bach hatte damit letztendlich auch Erfolg; 1736 erhielt er den Titel.
Masaaki Suzuki, der bereits mit der Gesamteinspielung der geistlichen Kantaten Bachs international für Furore sorgte, wendet sich nun mit dem Bach Collegium Japan offenbar den weltlichen Kantaten zu. Diese CD enthält Lasst uns sorgen, lasst uns wachen BWV 213 und Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten! BWV 214, die beiden oben benannten Kantaten. Dem Musikfreund werden sie sehr bekannt vorkommen, denn die allermeisten Stücke daraus hat Bach recycelt – im Weihnachtsora- torium.
Wer diese beiden Kantaten mit Verstand anhört, der wird erstaunt sein über die meisterhafte Parodie. Denn im Original wird der antike Halbgott Herkules – noch minderjährig, also Alt, durch die Wollust, Sopran, in Versuchung geführt, entscheidet sich aber für die Tugend, Tenor. Und weil man für ein Sängerquartett auch einen Bass benötigt, wird diesem die Figur des Merkur zugewiesen.
Noch kurioser sind übrigens die Rollen besetzt in der Kantate für die Kurfürstin – es treten auf Bellona, die Göttin des Krieges, Sopran, Pallas Athene, Alt, die Göttin der Künste und der Wissenschaften, die Friedens- göttin Irene, Tenor, und die Göttin Fama, zuständig für den Ruhm, Bass. Aber die Musik ist grandios, und die Einspielung ist auch nicht zu verachten. Allerdings erscheint die Innigkeit, die man bei Suzukis Aufnahmen der geistlichen Kantaten so bewundert, bei den weltlichen Werken nicht ganz passend. Für das politische Dramma per musica hätte man sich mehr Schwung, mehr Jubel und mehr Theatralik gewünscht, insbesondere auch bei den Chören.
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