Russische Klaviermusik interpretiert Michael Korstick auf einer CD, die vor gut 15 Jahren aufgezeichnet wurde und nun bei Gramola wieder zugäng- lich ist. Der Pianist spielt Modest Mussorgkis berühmte Bilder einer Ausstellung, ergänzt durch die Dumka c-Moll op. 59 von Peter Tschaikowski, die Lesginka aus
den Etudes d'exécution transcen- dante op. 11 von Sergej Ljapunow – ein technisch irrwitzig anspruchs- volles Stück – sowie die Klavier- sonate Nr. 8 B-Dur op. 84 von Sergej Prokofjew.
Wer Korsticks Einspielungen kennt, der wird erstaunt sein, wie zurück- haltend der Pianist insbesondere bei den Bildern einer Ausstellung mit Klangfarben agiert und wie sehr er Temperamentsausbrüche vermeidet. Nicht Illustration, sondern Impression scheint Korstick wichtig zu sein. So verzichtet er auf die Promenade zwischen den Bildern sechs und sieben, um einen großen Spannungsbogen aufzubauen. Im Großen Tor von Kiew greift er partiell auf die Urfassung des Komponisten zurück. In Gnomus hingegen spielt er eine eigene Bearbeitung, die klanglich an Ravels Orchesterfassung erinnert. Kann man sicherlich alles machen, es wirkt aber seltsam unterkühlt. Mein persönlicher Favorit auf der CD ist Ljapunows Lesginka – das ist phantastische Musik, die mich nun sehr neugierig Ausschau halten lässt nach den anderen Etudes.
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