Roberto Loreggian hat das Gesamt- werk von Andrea Gabrieli (1532/33 bis 1585) für Tasteninstrumente, soweit es jedenfalls überliefert ist, für Brilliant Classics eingespielt. Die Box enthält sechs CD und ein Beiheft mit ausführlichen Anmerkungen. Die musikalische Qualität ist berückend: Andrea Gabrieli war der Onkel und Lehrer des berühmten Giovanni Gabrieli; zu seinen Schülern gehörten zudem Hans Leo Haßler oder der Dresdner Hofkapellmeister Rogier Michael.
Gebrieli stammte aus Venedig, und lernte möglicherweise einige Zeit in Verona bei Vincenzo Ruffo. 1555 war er aber bereits als Organist in Venedig tätig. 1557 bewarb er sich vergeblich um eine Anstellung am Markusdom. 1562 reiste Gabrieli nach Deutsch- land; so begegnete er in München Orlando di Lasso.
1565 veröffentlichte Gabrieli in Venedig seine Cantiones sacrae; ein Jahr später wurde er dann Organist am Markusdom. Der Musiker schuf neben zahlreichen Vokalwerken auch eine Menge Musik für Tasteninstrumente; nach seinem Tod trug Giovanni Gabrieli diese Werke zusammen und ließ sie in sechs Bänden drucken. Vom vierten Band ist aber offenbar heute kein Exemplar mehr aufzufinden. Eine moderne Edition erschien in den 90er Jahren bei Doblinger.
Gabrielis Werke, an der Schwelle von der Renaissance zum Barock, sind von großer Pracht; aber für heutige Hörgewohnheiten klingen sie mitunter fremd. Diesen Eindruck wollte Loreggian auch nicht verwischen: „I have sought to render the quality of Venetian sonority of the late 1500s as faithfully as possible“, erläutert der Organist im Beiheft. „To this end I have chosen to play the organ built by Vincenzo Colombi in 1532 for the cathedral in Valvasone, near Pordenone in northern Italy (..), and a copy of a Domenico da Pesaro harpsichord built by Florindo Gazzola in 1990.“
Das ist eine exzellente Wahl: Vincenzo Colombi (um 1490 bis 1574) gehört zu den großen Meistern seiner Zunft. Die Orgel in Valvasone, mit ihrem reich verzierten und kunstvoll bemalten Gehäuse, ist das einzige venezianische Instrument aus dem 16. Jahrhundert, das erhalten geblieben ist. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut, aber bei der letzten Überarbeitung 1999 durch Francesco Zanin so weit wie möglich wieder in den originalen Zustand gebracht. Sie ist mitteltönig gestimmt und steht im hohen Chorton.
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