Dr. John Hunter (1728 bis 1793), war ein berühmter Chirurg und Anatom; er gilt als Vater der modernen Chirur- gie und der Pocken-Reihenimpfung. Seine Gattin Anne führte in London einen ebenso berühmten Salon. Sie interessierte sich für die Dichtkunst, schrieb auch selbst Verse – und inspirierte Joseph Haydn (1732 bis 1809), der in ihrem Hause offenbar ein und aus ging.
Zwischen 1791 und 1805 schuf Haydn im Auftrag schottischer Musikverleger 426 (!) Arrangements zu vermeintlichen Volksliedern; in Wahrheit scheint es sich dabei eher um Salonmusik gehandelt zu haben. Allerdings erhielt er für diese Tätigkeit, die sehr gut bezahlt wurde, nur Melodien, wie Ludger Rémy in seinem informativen, langen Aufsatz im Beiheft berichtet: Der Komponist mahnte mehrfach, man möge ihm doch bitte Texte mitliefern – doch diese scheinen die Verleger erst nachträglich hinzugefügt zu haben. Verwendet wurden Gedichte von Robert Burns bis zu Anne Hunter.
Dorothee Mields, eine der führenden Interpretinnen für die Musik des
17. und 18. Jahrhunderts, stellt auf dieser CD eine Auswahl Schottischer Lieder und Englischer Canzonetten von Joseph Haydn vor. Begleitet wird die Sopranistin dabei vom Ensemble Les Amis de Philippe, insbesondere Eva Salonen, Violine, und Gregor Anthony, Violoncello, mit Ludger Rémy am Klavier – welches, erfährt man leider nicht; dafür enthält das Beiheft aber lange Passagen über London und die dort lebenden Menschen zur Zeit Haydns.
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