Der Pianist Johann Blanchard, der mit dieser CD sein Solo-Debüt bei Dabringshaus und Grimm gibt, hat eine enge persönliche Beziehung zu Cécile Chaminade: Sein Vater, ebenfalls Konzertpianist, studierte bei dem Cortot-Schüler Wilfrid Maggiar, der sich in seinen letzten Lebens- jahren fast ausschließlich mit den Werken der Komponistin beschäf- tigte. Von diesem erbte er schließlich auch eine große Menge an Noten.
Bei einem Besuch in Frankreich wiederum fragte Blanchard danach – und konnte einen musikalischen Schatz heben: „Es stellte sich heraus, dass die Noten bei einer Cousine in der Garage aufbewahrt wurden“, berichtet der Pianist. „Als ich nun die in mehr als zwanzig Kartons verpackten Noten durchstöberte, fand ich sehr viele unbekannte Werke und handschriftliche Noten verschiedenster Komponisten aus jener Zeit. Darunter verlegte und handschriftliche Noten, aber auch unveröffentlichte Werke von Cécile Chaminade.“
Cécile Louise Stéphanie Chaminade (1857 bis 1944) lernte das Klavierspiel zunächst bei ihrer Mutter, die selbst eine exzellente Pianistin war. Bereits als Achtjährige spielte sie Georges Bizet, der sein Landhaus neben dem der Familie hatte, eigene Werke vor. Er riet daraufhin zu einer musikalischen Ausbildung, und so erhielt die junge Dame Privatunterricht; ihr Debüt gab Chaminade 1877 im Salle Pleyel mit einem Klaviertrio von Charles-Marie Widor. Die junge Musikerin war sehr erfolgreich: Sie reiste zu Konzerten durch nahezu ganz Europa und nach Amerika. Ob in der Türkei oder in Kanada – überall wurde Cécile Chaminade gefeiert. In England wurde sie von Königin Victoria empfangen; in den USA entstanden sogar Chamina- de-Societies, und in Frankreich wurde sie 1913 als erste Komponistin in die Légion d'Honneur aufgenommen. Im Ersten Weltkrieg leitete sie allerdings ein Krankenhaus; sie zog sich mehr und mehr aus dem Musikleben und der Öffentlichkeit zurück. Ihre letzten Jahre verbrachte sie in Monte Carlo, wo sie 1944 starb. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits weitgehend vergessen; lange galt Cécile Chaminade als Thema maximal für Aktivistinnen der Frauenbewegung.
Verdient freilich hat sie das nicht, wie diese CD beweist. Natürlich ist unter den mehr als 400 Werken der Komponistin auch Salonmusik. Doch ihre Stücke sind kraftvoll, leidenschaftlich, zupackend, dabei aber stets elegant und von beeindruckendem Melodienreichtum. Johann Blanchard hat für diese CD die einzige Klaviersonate von Cécile Chaminade sowie einige ihrer Konzertetüden eingespielt. Als Weltersteinspielung erklingt zudem Souvenir d'enfance.
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